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Thomas Henry Huxley, ein Freund Darwins, schrieb 1863:
No one is more strongly convinced than I am of the vastness of the gulf between … man and brutes … for, he alone possesses the marvelous endowment of intelligible and rational speech [and] … stands raised upon it as on a mountain top, far above the level of his humble fellows, and transfigured from his grosser nature by reflecting, here and there, a ray from the infinite source of truth.1
Einige materialistische Wissenschaftler versuchen, die höchsten geistigen Prozesse, so auch das Selbstbewusstsein und das Bewusstsein, als Ergebnisse biochemischer Prozesse zu erklären. Man nennt sie daher auch Reduktionisten, da sie die gesamte Wirklichkeit auf die Ebene der materiellen Prozesse reduzieren. Viele andere Wissenschaftler gehören dieser Kategorie nicht an, denn sie erkennen die Grenzen der Wissenschaft und sprechen z. B. vom „Wunder und Geheimnis des menschlichen Selbst mit seinen spirituellen Werten, seiner schöpferischen Kraft und der Einzigartigkeit, mit der es jeden Einzelnen von uns begabt“, wie es hier John C. Eccles, Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger, tut.2 Er verwirft den materialistischen Reduktionismus und hält in Zusammenarbeit mit dem Philosophen Karl Popper an der dualistischen Interaktionismus‐Theorie fest, welche besagt, dass das Ich das Gehirn steuert, während beide in enger Interaktion aneinander arbeiten.
Das anthropische Prinzip erreicht in der Tatsache, dass jeder von uns zu einem einmaligen selbstbewussten Wesen wird, eine neue Dimension. Diese Transzendenz war das Motiv meines Lebenswerkes, das in dem Bemühen gipfelt, das Gehirn zu verstehen, um das Geist‐Gehirn‐Problem wissenschaftlich darstellen zu können. Ich bleibe dabei, dass das Mysterium des Menschen vom wissenschaftlichen Reduktionismus in unglaublicher Weise herabgewürdigt wird, wenn er beansprucht und verspricht, die gesamte spirituelle Welt letzten Endes auf materialistische Weise mit Mustern neuronaler Aktivität erklären zu können. Dieser Glaube muss als ein Aberglaube betrachtet werden.3
Er sieht keine Spannung zwischen seiner wissenschaftlichen Arbeit und dem Glauben an eine der Wissenschaft unzugängliche geistliche Realität:
Da unsere erlebte Einmaligkeit mit materialistischen „Lösungsvorschlägen nicht zu erklären ist, bin ich gezwungen, die Einmaligkeit des Selbst oder der Seele auf eine übernatürliche spirituelle Schöpfung zurückzuführen. Um es theologisch auszudrücken: Jede Seele ist eine neue göttliche Schöpfung…4
Wir möchten mit der Feststellung schließen, dass die biologische Evolution sich selbst transzendiert, indem sie mit dem menschlichen Gehirn die materielle Basis für selbstbewusste Wesen schafft, deren Natur es ist, nach Hoffnung zu streben und nach Sinn zu forschen auf der Suche nach Liebe, Wahrheit und Schönheit.5
Ich drücke hier meine Bemühungen aus, ein Selbst – mein Selbst – als erfahrendes Wesen zu verstehen. Ich spreche davon in der Hoffnung, dass wir menschlichen Ichs einen verwandelnden Glauben an den Sinn und die Bedeutung dieses wundervollen Abenteuers finden mögen, das jedem von uns auf dieser heilsamen Erde beschieden ist und auf der wir alle über ein wunderbares Gehirn verfügen, das uns gehört, um es zu steuern und zu gebrauchen für unser Gedächtnis, für unsere Freude und Kreativität und mit Zuneigung für andere menschliche Wesen.6
John Eccles Meinung über den Tod ist folgende:
Den Tod des Körpers und des Gehirns können wir als Auflösung unserer dualistischen Existenz betrachten. Die befreite Seele wird, so ist zu hoffen, eine andere Zukunft finden, mit einem noch tieferen Sinn und noch berückenderen Erfahrungen, vielleicht in einer neuen körperlichen Existenz, … in Übereinstimmung mit der traditionellen christlichen Lehre.7
Was ist das Bewusstsein? Ist es nicht mehr als Chemie, bloße Funktion einiger molekularer Strukturen des Gehirns, wer ist dann das „Ich“, welches doch die Wirklichkeit erfährt? John Searle, ein moderner Philosoph, schreibt dazu:
I’m conscious, I AM conscious. We could discover all kinds of startling things about ourselve and our behaviour; but we cannot discover that we do not have minds, that they do not contain conscious, subjective, intentionalistic mental states; nor could we discover that we do not at least try to engage in voluntary, free, intentional actions.8
Descartes, häufig als Vater der modernen Philosophie bezeichnet, meint, wir wissen um die Existenz des Geistes wegen unserer direkten Erfahrung, so wie wir durch Beobachtung und Vernunft auch das Dasein der Materie erfahren. „Ich denke, darum bin ich“. Er dachte ferner, dass es in einer gewissen Einheit des Individuums eine ständige Interaktion zwischen Körper und Geist gäbe.
Auch lehrt mich die Natur durch jene Gefühle des Schmerzes, des Hungers, des Durstes u.s.w., dass ich nicht blos, wie der Schiffer in dem Schiffe, in meinem Körper gegenwärtig bin, sondern dass ich mit ihm auf das Engste verbunden und gleichsam gemischt bin, so dass ich eine Einheit mit ihm bilde. Denn sonst würde ich, der ich nur ein denkendes Wesen bin, bei Verletzungen meines Körpers keinen Schmerz fühlen, sondern nur im reinen Wissen diese Verletzung bemerken, wie der Schiffer durch das Gesicht bemerkt, wenn etwas im Schiff zerbricht.9
Die Descartessche dualistische Sicht wurde im 20. Jahrhundert durch einige Wissenschaftler und Philosophen fortgeführt und weiterentwickelt. Der Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger C.S. Sherrington legte die Grundlagen für das Verständnis der Funktionsweise des Gehirns. Einer seiner wichtigsten Schüler, der kanadische Neurochirurg Wilder Penfield, begann seine Studien des Gehirns als Materialist, kam später aber zu folgender Sicht:
It is easier to rationalize man„s being on the basis of two elements than on the basis of one.10
Wir wollen nicht in die Details der verschiedenen Geist‐Theorien eintauchen, aber doch herausstreichen, dass wirkliche Wissenschaft die geistlichen Qualitäten des Menschen nicht verleugnet, wie es jedoch durch die materialistisch – reduktionistische Vorstellung geschieht, wie auch Roger W. Sperry (Nobelpreisträger) beobachtete:
Before science, man used to think himself a free agent possessing free will. Science gives us, instead, causal determinism wherein every act is seen to follow inevitably from preceding patterns of brain excitation. Where we used to see purpose and meaning in human behaviour, science now shows us a complex bio‐physical machine composed entirely of material elements, all of which obey inexorably the universal laws of physics and chemistry.… I find that my own conceptual working model of the brain leads to inferences that are in direct disagreement with many of the foregoing; especially I must take issue with that whole general materialistic‐reductionist conception of human nature and mind that seems to emerge from the currently prevailing objective analytic approach in the brain‐behaviour sciences. When we are led to favour the implications of modern materialism in opposition to older, more idealistic values in these and related matters, I suspect that science may have sold society and itself a somewhat questionable bill of goods.11
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- T. H. Huxley from Nature’s Economy. Ch. 9. Donald Worster. Cambridge 1985. ↩
- John C. Eccles, Wie das Selbst sein Gehirn steuert, 1994, Seite 255 ↩
- John C. Eccles, Die Evolution des Gehirns – die Erschaffung des Selbst, 1994, S. 388 und 389. ↩
- John C. Eccles, Die Evolution des Gehirns – die Erschaffung des Selbst, 1994, S. 381. ↩
- John C. Eccles, Die Evolution des Gehirns – die Erschaffung des Selbst, 1994, S. 391. ↩
- John C. Eccles, Wie das Selbst sein Gehirn steuert, 1994, S. 262. ↩
- John C. Eccles, Die Evolution des Gehirns – die Erschaffung des Selbst, 1994, S. 391. ↩
- John Searle, Minds, Brains and Science, 1984. ↩
- René Descartes, Meditations, 1641. Zeno Meine Bibliothek: Philosophie ↩
- Wilder Penfield, The Mystery of the Mind, 1975. ↩
- Sperry, Roger W., „Mind, Brain, and Humanist Values“, Bulletin of the Atomic Scientists, September, 1966, S. 2–3. ↩