Das Argument vom Plan oder Teleologisches Argument

Argumente für die Existenz Gottes

Kant schrieb in einem seiner frühen Werke:

Dieser Beweis verdient jederzeit mit Achtung genannt zu werden. Er ist der älteste, klarste und der gemeinen Menschenvernunft am meisten angemessene. … Ob wir aber gleich wider die Vernunftmäßigkeit und Nützlichkeit dieses Verfahrens nichts einzuwenden, sondern es vielmehr zu empfehlen und aufzumuntern haben …1

Dieses Argument basiert auf einer sehr grundsätzlichen und offensichtlichen Beobachtung von Menschen aller Zeiten:

1 In der Natur herrschen Ordnung und Harmonie

Wo immer wir auch hinsehen: Wir finden eine sehr komplexe und gut passende Ordnung vor; gerade auch in unserer Umgebung. Wir sehen eine erstaunliche Einheit und Übereinstimmung in der Natur. Das gesamte Universum ist ein aus streng aufeinander abgestimmten und verbundenen Teilen bestehendes komplexes System, welches genauen Gesetzmäßigkeiten folgt.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Gebiete aufzulisten, in welchen die Wissenschaft Beweise für die Regelmäßigkeit, die Ordnung und Harmonie liefert. Es gibt andere Bücher (oder sagen wir eher Bibliotheken), die dies tun. Wer sich damit auseinandersetzt, erkennt dies im entfernten Makrokosmos, in den unglaublichen Prozessen im Mikrokosmos, in den komplizierten Strukturen der organischen und anorganischen Materie, den Zellen, dem Bienentanz, dem Flug der Vögel, der Beschaffenheit des menschlichen Auges, dem Zusammenspiel der Organe …

Selbst wenn man die Welt aus einer anderen Perspektive betrachtet, wenn man Unvollkommenheit, Disharmonie, Kampf, Naturkatastrophen sieht, sodass Menschen vom sogenannten evolutionären Prinzip sprechen – nämlich dass die Natur von einem grausamen Überlebenskampf beherrscht wird, in dem eine Entwicklung nur durch die Unterdrückung der Schwachen möglich ist – muss man auf der anderen Seite doch sehen: Gleichmäßigkeit, Ordnung und Harmonie sind gegenwärtig, Leben und Mensch finden besten Schutz, selbst unter schwierigsten Bedingungen.

2 Das Design des Universums kann man weder durch Zufall noch durch die Naturgesetze erklären. Die “ Zufälle“ sind „zufällig“ gut aufeinander abgestimmt, zu gut für Zufälle

Zufall ist keine Erklärung, sondern im Gegenteil der Verzicht darauf. Wissenschaftler erklären Naturphänomene durch die Annahme, dass bestimmten Wirkungen bestimmte Ursachen vorausgehen. Es gibt keinen Grund, die Richtigkeit der Anwendung dieses Prinzips bei den bisher gelösten Fragen in Zweifel zu ziehen. Viele Fragen jedoch harren noch einer Lösung, sind aber sicherlich komplexer und verlangen dadurch auch komplexere Antworten. Warum sollten wir diesen logischen Schluss verwerfen und stattdessen Zufall und Chaos annehmen?

Gibt die Evolutionstheorie eine zufriedenstellende Antwort?

Viele Menschen, auch Wissenschaftler, meinen, die Evolutionstheorie erkläre die Entwicklung des Universums und des Lebens und „ersetze“ somit Gott. Andererseits gibt es aber auch nicht wenige ernst zu nehmende Wissenschaftler, welche bezeugen, dass das Gegenteil der Fall sei. Denn selbst vom evolutionistischen Standpunkt aus zeigt der Kosmos keine Unordnung, sondern ein phantastisches Design, welches jeden ehrlichen Forscher in demütiges Staunen versetzt: dass doch alles trotz so vieler Hindernisse und solch großer Lücken zwischen den verschiedenen Schritten so gut eingestellt ist, dass sogar die Krone der Evolution erreicht werden konnte – das Leben und besonders der Mensch, der dieses alles noch bewusst bewundern kann. Ist nicht selbst das eher ein klarer Beweis für höchst intelligentes Design?

Von William Paley stammt der Gedanke, dass der Mann, der zufällig eine Uhr findet, richtigerweise auf die Existenz des Uhrmachers schließt. Voltaire resümiert:

Wenn die Uhr die Existenz eines Uhrmachers beweist, das Universum jedoch nicht die Existenz eines großen Architekten, dann stimme ich zu, ein Narr genannt zu werden.

Wenn nun jemand eine vollautomatische Fabrik vorfindet, die ohne jeden Eingriff des Menschen Uhren herstellt, wird er nicht denken, dass das alles von einer höheren Intelligenz entworfen wurde? In ähnlicher Weise werden wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien niemals zeigen, dass alles sich selbst erklärt. Sie werden vielmehr immer deutlicher machen, wie wundervoll diese Welt ist und wie gut alles zusammenpasst, was doch einen überaus intelligenten, überweltlichen Schöpfer erfordert.

In Wahrheit liefert uns die derzeitige Evolutionstheorie weder eine befriedigende Antwort auf die Frage nach der offensichtlich zweckmäßigen Entwicklung – zumal weiterhin große Lücken in der angeblichen Entwicklungskette klaffen – noch kann sie irgendeinen Grund für die Entstehung des Alls, des Lebens, der Arten und des menschlichen Geistes angeben oder auch nur erahnen. Auch wenn viele Menschen meinen, dies wäre nur eine Frage der Zeit, und hoffen, irgendwann einmal doch auf alles eine Antwort geben zu können, gibt es sehr starke Gründe, dies zu bezweifeln. Denn selbst die beste wissenschaftliche Erklärung oder die umfassendste, allgemeinste Theorie erklärte immer noch nicht, warum die Naturgesetze gerade so sind, wie sie sind und warum alles so geschah, wie es eben geschah. Die Wissenschaft kann wohl viele Details im Kosmos verstehen, sie kann jedoch Fragen außerhalb dieses Rahmens nicht erfassen.

3 Der Plan des Universums kann völlig befriedigend durch die Annahme eines intelligenten, überweltlichen Planers erklärt werden. Daran können wir glauben und dies macht andere Erklärungsversuche überflüssig

Die Erscheinungen der Natur besitzen keine Intelligenz in sich selbst; wir können auch nicht über beabsichtigtes Handeln bei ihnen sprechen. Dieses lässt sich nur durch die Kontrolle eines weisen Wesens erklären, welches einen freien Willen besitzt. Dieses Argument beweist noch nicht absolut die Unendlichkeit und Vollkommenheit des Planers, zeigt aber zumindest, dass dieser über dem Kosmos steht und ein überlegener Geist ist, welcher allem Zweck und Ziel zuordnet. Wir können sogar etwas von diesem Ziel erahnen, wenn wir unseren freien Willen und unsere Liebesfähigkeit betrachten.

Science can only be created by those who are thoroughly imbued with the aspiration toward truth and understanding. This source of feeling, however, springs from the sphere of religion. To this there also belongs the faith in the possibility that the regulations valid for the world of existence are rational, that is, comprehensible to reason. I cannot conceive of a genuine scientist without that profound faith. The situation may be expressed by an image: science without religion is lame, religion without science is blind.2

Zurück zu: Überblick

Zurück zum Seitenanfang ↑


Fußnoten:
  1. Kritik der reinen Vernunft, I. Transzendentale Elementarlehre, Zweiter Teil, Zweite Abteilung, Zweites Buch, Drittes Hauptstück, Sechster Abschnitt. 
  2. A. Einstein: Science, Philosophy, and Religion: A Symposium, 1941.