Warum Jesus?

Da sprach Pilatus zu Jesus: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.
Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm. (Johannes 18,37–38)

…trotzdem wollten die jüdischen Führer, dass Jesus umgebracht wird. Pilatus gab nach, obwohl er wusste, dass in diesem Moment großes Unrecht geschieht…

Wer war dieser Jesus? Was war seine Botschaft? Wie hat er gelebt? Warum wurde er getötet? Warum glauben wir, dass er nicht in eine Reihe mit bekannten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte gestellt werden kann?

Die bloße historische Tatsache des Lebens und Sterbens Jesu ist durch bekannte Geschichtsschreiber belegt (Tacitus1, Flavius Josephus2, Suetonius3.

Was wir aber eigentlich über Jesus wissen, wissen wir aus der Bibel. Wir glauben, dass das, was wir aus diesem Buch über Jesus erfahren, der Wahrheit entspricht. Warum? Unsere Gründe dafür kannst du in der Ausarbeitung über die „Glaubwürdigkeit der Bibel“ erfahren.

Jesus war Jude und wirkte vorwiegend unter der jüdischen Bevölkerung in Palästina.

Der Glaube an den einen und einzigen Gott (Monotheismus) war in den meisten Menschen, mit denen es Jesus zu tun hatte, fest verwurzelt. So wie er das bei seinen Zuhörern vorausgesetzt hat, werden auch wir den Glauben an Gott im folgenden Text voraussetzen. Ganz grundsätzliche „Argumente für die Existenz Gottes“ findest du ebenfalls in einer separaten Ausarbeitung.

Jesu Wirken und Reden sind in sich selbst ein großes Zeugnis für seine Glaubwürdigkeit. (Darum geht es weiter unten im Text.) Darüber hinaus wird dieses Zeugnis durch die Ankündigungen in den Schriften der Juden, die lange vorher geschrieben wurden, bestätigt.

Das Alte Testament, die Heilige Schrift der Juden, beschreibt, wie Gott schon lange Zeit vor Jesus den Menschen aufrichtigen Herzens half, ihn als den einen Gott zu erkennen. Daraus entstand ein Volk, die Israeliten, später Juden genannt. Gott offenbarte inmitten dieses Volkes wesentliche Aspekte seines Wesens und seines Willens.

In vielen Büchern des Alten Testamentes wird jedoch deutlich, dass die Erfahrungen und Erkenntnisse, die die Israeliten durch Gottes Handeln in ihrer Geschichte gemacht hatten, Grundlage werden sollten für eine noch tiefer greifende Offenbarung Gottes.

Gott wollte einen neuen Bund mit seinem Volk schließen. Mit seiner Hilfe sollten sie fähig werden, aus Dankbarkeit und Liebe für ihn zu leben und auch einander von Herzen zu lieben und zu helfen (Jeremia 31,31–34).

Von Gott geführte Menschen des Judentums, die Propheten, kündigten an, dass Gott einen Menschen befähigen wird, Gottes Willen in aller Klarheit zu verkünden (5. Mose 18,15–19). So wie ein guter Hirte zerstreute Schafe zusammen sammelt, sich um die Schwachen und Kranken der Herde kümmert, so wird er diejenigen aus dem Volk versammeln und leiten, die ehrlichen Herzens Gottes Willen verstehen und tun wollen (Ezechiel 34,11–31).

Die Propheten verstanden auch, dass die Auswahl nur eines von Gott besonders geführten Volkes lediglich ein vorübergehender Zustand sein konnte. Es war eine Vorbereitung darauf, allen Menschen aus allen Völkern in gleicher Weise die Beziehung mit Gott anzubieten. Der Prophet Jesaja kündigte an, dass dies durch den „Knecht Gottes“, wie er ihn bezeichnete, geschehen werde (Jesaja 42,6; 49,5–6).

Jesus hat im Laufe seines Wirkens deutlich gemacht, dass die verschiedenen alttestamentlichen Hinweise auf diesen Hirten oder Knecht Gottes von ihm sprechen und in ihm ihre Verwirklichung finden (Lukas 4,14–22; Johannes 5,37–47; 10,1–30). Viele Juden haben Jesus abgelehnt, weil sie sich einen politischen Befreier erhofften. Jesus dagegen sprach von der inneren Freiheit, der Freiheit zu lieben und aus der Verbundenheit mit Gott das Gute zu tun, unabhängig von äußeren Umständen.

Hier wollen wir uns jetzt konkret ihm und seiner Botschaft zuwenden:

Jesus wuchs im Palästina der Zeitenwende auf. Über die ersten dreißig Jahre seines Lebens wissen wir nur sehr wenig. In einer kurzen Begebenheit erzählt uns Lukas (ein Arzt, der eines der vier Evangelien geschrieben hat, nachdem er genau recherchiert hatte, was geschehen war), von dem zwölfjährigen Jesus. Schon damals versetzte Jesus die religiösen Lehrer der Juden in Erstaunen, da er ein auffallendes und tiefes Verständnis hatte für Fragen, die den Glauben und das Leben mit Gott betreffen. Wir wissen von demselben Autor, dass Jesus ungefähr dreißig Jahre alt war, als er in die Öffentlichkeit ging.4

Wie er selbst sagte, ist er gekommen, Sünder zur Buße zu rufen.5 Was bedeutet das?

Jeder Mensch sieht, dass es viel Leid und Ungerechtigkeit durch Lieblosigkeit, Lüge, Heuchelei, Neid, Habgier und Egoismus in der Welt gibt. Jeder aufrichtige Mensch leidet darunter und sucht einen Ausweg zumindest für sich selbst und für sein unmittelbares Umfeld, um nicht in diesem Strom mit getrieben zu werden.

Diesen Ausweg zeigt Jesus sehr klar: Jeder von uns muss sich prüfen. Gott, der Schöpfer, hat in den Menschen seinen Maßstab (das Gewissen) gelegt. Dieses macht dem Menschen deutlich – wenn er bereit ist, danach zu fragen – , was gut und was schlecht ist in seinem Leben. Weil der Mensch gegen diesen in ihn gelegten Maßstab handelt, verschiebt sich dieser oftmals so weit, dass Gutes böse und Böses gut genannt wird. Diese Tatsache betrifft jeden Menschen. Niemand kann von sich behaupten, dass er immer gerecht, aufrichtig, wahrhaftig oder selbstlos gehandelt hat, niemals schlechte Gedanken gegen andere hatte oder nie gleichgültig war – also immer nach seinem ursprünglichen Gewissen gelebt hätte. Bei Jesus war das anders. Er sagte über sich, dass er immer nach dem gehandelt hat, was der Liebe, dem Willen Gottes, entspricht:

Und der mich gesandt hat (Gott), ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue. (Johannes 8,29)

Das bedeutete auch, dass er „den Finger in die Wunden gelegt hat“ und klar beim Namen genannt hat, wo Menschen gegen die Grundsätze gehandelt haben, die von Gott, dem Schöpfer, gegeben wurden, damit seine Geschöpfe in Liebe, Einheit und Frieden miteinander leben können. Besonders die religiösen Führer der Juden wurden dadurch seine Feinde. Aber selbst sie konnten ihm nicht wirklich etwas nachweisen, wo er gegen das gehandelt hätte, was er selbst als den ursprünglichen Willen Gottes für die Menschen verkündet hat:

Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer von euch überführt mich einer Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. (Johannes 8,45–47)

Jesus kann den verschobenen Maßstab der Menschen korrigieren, weil er ganz dem Maßstab Gottes entsprechend gelebt hat.

Jesu Ziel war es, uns zu tiefer Dankbarkeit und Liebe Gott gegenüber zu führen, und uns dadurch zu erinnern an Werte und Tugenden, die im Menschen unter den Trümmern der Sünde vergraben liegen. Sünde bedeutet, gegen die Grundsätze des Schöpfers zu handeln. Damit muss der Mensch aufräumen. Wenn er dazu bereit ist, wird er sehen, dass sich mit der Sünde Schaden und Schuld verbindet. Schaden und Schuld zum einen in Bezug auf den geschädigten Menschen, was – soweit es möglich ist – wieder gut gemacht werden soll, Schuld aber auch in Bezug auf Gott, indem sich der Mensch gegen seinen Schöpfer aufgelehnt, ihn missachtet hat. Diese kann der Mensch nicht wieder gut machen. Er hat nichts, was er dafür geben könnte, denn er hat ja alles von Gott. Im Gegensatz zu den Lehren anderer Religionen, wie Islam oder Buddhismus, wissen wir von Jesus, dass es nicht möglich ist, schlechte Taten durch gute aufzuwiegen, da wir aus Liebe zu Gott ohnehin immer das Gute tun sollen. Was wir tun können ist, unsere Schuld einzugestehen, zu bereuen, um Vergebung zu bitten und alles daran zu setzen, ab sofort anders zu handeln.

Das ist es, was hinter dem Aufruf Jesu zur Buße steckt.

Gleichzeitig verbindet sich damit der Aufruf, an das Evangelium zu glauben. Evangelium heißt übersetzt „Gute Botschaft“. Sie ist die Botschaft der Liebe Gottes zu den Menschen. Gott möchte gern die Beziehung mit dem Menschen wieder herstellen und die Schuld vergeben, die den Menschen von ihm trennt. Das ist Gnade, die Gott frei schenkt, wenn der Mensch die Rebellion gegen Gott aufgibt und bereut.

Als Geschöpfe brauchen wir die Beziehung mit Gott, weil wir nur in der Beziehung mit unserem Schöpfer ein wirklich sinnerfülltes Leben finden können. Nur durch ihn können wir Vergebung unserer Schuld und tiefen Frieden erfahren. Wir brauchen Gottes Hilfe, um ausdauernd Kraft zu haben, zu lieben und das Gute zu tun. Jesus vergleicht das mit dem Bild eines Weinstocks und dessen Reben – nur in der Verbindung mit dem Weinstock können die Reben Frucht bringen, sonst verdorren sie (Johannes 15,1–8). Gott kennt alle Schwächen der Menschen. Er nimmt dem Menschen die Schritte der Veränderung nicht ab, möchte aber alle erdenkliche Hilfe schenken, um diese Schritte zu gehen.

Jesus hat die Liebe Gottes verkörpert. Durch seine Worte und durch sein Handeln gibt er denen Hoffnung und Mut zur Umkehr, die von der damaligen religiösen Gesellschaft als hoffnungslose Fälle betrachtet wurden, ohne dass ihnen eine Chance und Hilfe zur Änderung gegeben wurde. Er deckt die Heuchelei, Lieblosigkeit und Überheblichkeit der religiösen Führer auf. Damit gab er auch ihnen die Chance zur Umkehr, d.h. Änderung ihrer Haltung und ihres Lebens. Er stellt das von jeher zentrale Gebot Gottes wieder in die Mitte:

Jesus antwortete ihm: Das erste ist: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!“ Das zweite ist dies: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Größer als diese ist kein anderes Gebot. (Markus 12,29–31)

Gottes Wesen ist Liebe. Er hat uns dazu geschaffen, seine vollkommene Liebe zu erwidern, zur Dankbarkeit und Freude am Leben, sowie am Miteinander mit unserem Nächsten, d.h. mit jedem Menschen. Wer sich für diese Liebe entscheidet, versteht, dass es nicht um das Handeln nach Vorschriften geht. Er wird aus der Verbundenheit mit Gott, und durch das Vorbild Jesu wissen, was das Gute ist, was anderen Menschen und ihm selbst zum Besten dient. Das ist die Gute Botschaft Jesu und das ist der Ausweg für die ganze Menschheit aus dem Sumpf des Leidens, der Hoffnungs‐ und Orientierungslosigkeit, des Hasses und des Todes.

An dieser Stelle wollen wir darauf zu sprechen kommen, dass Jesus Dinge getan hat, die mit menschlichen Fähigkeiten nicht zu erklären sind. Er sagt: „Die Werke zeugen von mir“ (Johannes 10,25). Die Menschen damals hörten diese Worte in unmittelbarem Zusammenhang mit den unerklärlichen Taten Jesu, die sie mit eigenen Augen sahen. Als Juden konnten sie Gottes Wirken darin erkennen, dass er Blinden das Augenlicht und Gelähmten Kraft zum Gehen geschenkt hat. Taube Menschen konnten durch ihn wieder hören und selbst Tote hat er ins Leben zurück gerufen. Das war auch ein wichtiger Grund, weshalb sie Jesus nicht einfach so abtun konnten, wie es Menschen heute oft tun. Seine Außergewöhnlichkeit war allzu offensichtlich, als dass man an dem Anspruch, den er gestellt hat, vorbei konnte. Dieser Anspruch war nicht der eines Sittenlehrers der Menschheit. Warum sich an Jesus die Geister scheiden wie an keiner anderen Person, hängt eben damit zusammen, dass er Aussagen über sich selbst gemacht hat, die von sonst keinem ernst zu nehmenden Menschen bekannt sind. Wenn heute ein Mensch von sich behaupten würde, er sei das Licht der Welt, er sei die Wahrheit, die Auferstehung und das Leben (Johannes 8,12; 12,44–46; 14,6; 11,25+26), würde er wohl ausgelacht und nicht ernst genommen werden.

Bei Jesus finden wir eine einzigartige Kombination: auf der einen Seite ist in seinen Lehren moralische Wahrheit in unvergleichlicher Vollkommenheit dargelegt. Auch heute erkennen Menschen, die sich damit auseinander setzen, das an. Seine Worte und sein Handeln spiegeln eine sehr ansprechende Weisheit und Klugheit wider, sind nüchtern und wirklichkeitsnah. Auf der anderen Seite schreibt er sich selbst eine unvergleichliche Autorität zu: Er stellt den Anspruch, das Licht der Welt, ganz in Einheit mit Gott zu sein.

In Jesus ist für die Menschen ein unübersehbares Zeichen der Gnade und Liebe Gottes aufgerichtet worden, da in ihm Gott Mensch geworden ist, um uns ganz nah zu kommen. (ausführlicher siehe unser Thema über die „Gottheit Jesu“)

Deshalb waren die Reaktionen der meisten Menschen sehr stark und unterschiedlich. Manche folgten ihm nach, andere lehnten ihn erbittert ab. Wer Jesus gegenüber gleichgültig bleibt, hat ihn nicht verstanden und lehnt ihn damit auch ab,6 weil er ihn nicht ernst nimmt.

Die jüdischen Führer, die sich seinem Anspruch nicht stellen wollten, meinten das Problem damit lösen zu können, dass sie ihn ermordeten. Jesus ist diesem gewaltsamen Tod nicht ausgewichen. Vielmehr erwies er gerade in der Annahme dieses ungerecht zugefügten Leidens die Größe der Liebe Gottes zu uns Menschen. Im Ertragen der Schuld seiner Ankläger und Mörder hat Jesus gezeigt, dass auch dieses Opfer ihm nicht zu groß ist, um seinen Dienst auf Erden treu zu vollenden und uns Menschen dadurch in die Beziehung mit Gott zu führen.

Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn7 ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. (Markus 10,42–45)

Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Römer 5,8)

Seine Liebe und aufrichtige Hingabe haben den Boden bereitet für die Menschen, die ihm darin folgen wollen und welche die Wahrheit, d.h. die Wirklichkeit über Gott und uns Menschen, annehmen wollen.

Und er ist darum für alle gestorben, damit die, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. (2. Korinther 5,15)

Die Bibel berichtet uns unter Berufung auf viele Augenzeugen, dass Jesus vom Tod auferstanden ist (z. B. 1. Korinther 15,3–9). Viele von denen, die vor seinem Tod mit ihm zusammen waren, haben ihn danach für eine begrenzte Zeit wieder gesehen, mit ihm gesprochen, ihn angefasst, mit ihm gegessen… Auch wir glauben den Berichten der Augenzeugen, dass er lebt. Wir erfahren seine Hilfe im Alltag. Wenn wir uns an ihn wenden, verändert er uns, gibt uns Klarheit und Kraft für unser Handeln. Seine Auferstehung zeigt uns, dass Ungerechtigkeit nicht siegt. Damit hat Gott der ganzen Welt gezeigt, dass ein Gerechter nicht einfach stirbt und vergeht. Jesus hatte darauf vertraut, er wusste, dass Gott gerecht ist. So wie für ihn, ist auch für alle die, die durch ihn an Gott glauben, der Tod nicht die Endstation oder das furchtbare Erwachen. Wer Jesu Weg geht, wird mit Gott leben, auch wenn er stirbt.8

Mit Jesus werden oft Mohammed und der Islam, Buddha und der Buddhismus oder der Hinduismus in eine Reihe gestellt…

Was den Islam betrifft, wollen wir hier ein paar wesentliche Gedanken zusammenfassen:

Mohammeds Ziel war ein politisches Reich von Monotheisten. Dafür setzte er auch Gewalt ein. Jesus dagegen vermittelt eine andere Weltsicht. Vor seinem Kreuzestod machte er Pilatus deutlich, dass sein Reich nicht den Reichen gleicht, die mit irdischen Mitteln und Gewalt errichtet werden. Er sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36). Zum „Reich Gottes“ gehört man aufgrund einer freien Entscheidung und nicht per Geburt oder durch Zwang.

Im Koran sind viele formale Handlungen beschrieben, in denen sich der Respekt vor Gott äußern soll oder die dazu führen sollen. Jesus macht deutlich, dass Liebe und aufrichtiger Glaube das Wesentliche sind, was sich nicht im Einhalten von Formen ausdrückt. Im Christentum geht es darum, als Folge der von Gott empfangenen Liebe den Blick auf den Mitmenschen zu richten und ihn lieben zu lernen.

Jesus hat ganz seiner Lehre entsprechend gelebt. Er sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6). Mohammed hätte so etwas nie von sich behauptet, sondern es als Gotteslästerung verurteilt. Dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat, beweist, dass die Worte Jesu der Wahrheit entsprechen. Gott unterstützt keine Lügner und Lästerer.

Mohammed hat nicht den Anspruch erhoben, unfehlbar gewesen zu sein. Er sah sich als Prophet, der die Menschen zum Monotheismus aufforderte. In Jesus kam Gott selbst zu uns und zeigt uns die Größe seiner Liebe und seinen guten Willen für uns.

Mohammed blieb selbst unsicher, ob er nach dem Tod in das im Koran verheißene Paradies kommt.9 Jesus dagegen schenkt die Gewissheit: Wer mit ihm lebt, lebt mit Gott in Ewigkeit.

Dies sind für uns einige wesentliche Gründe, nicht Mohammed, sondern Jesus zu folgen.

In den östlichen Religionen finden wir an Stelle einer Erlösungslehre eine Erlöschungslehre. Buddha lehrte, das Leben sei nichts als Leiden. Ursache hierfür sei die Begierde, die das Karma nährt. Das Karma wiederum hält den Kreislauf der Reinkarnation aufrecht. Dieser wird – nicht wie heutzutage in der westlichen Welt als neue Chance (ein süßlich‐verführerischer Gedanke, der dem Wunschdenken seiner Verfechter, nicht aber der Kenntnis der Lehre Buddhas entspringt), sondern als etwas Qualvolles gesehen. Ziel allen Denkens und Handelns ist es, die Lebensflamme der Wiedergeburt auszulöschen.10 Der Weg dahin sei, keinen Anspruch mehr an sich, an andere, an das Leben zu stellen, nichts mehr zu wollen, sondern durch Meditation in sogenannten göttlichen Gleichmut zu versinken.11 Praktisch ist das Gleichgültigkeit. Das war die Erleuchtung Buddhas, zu der er auf dem Weg des try‐and‐error (Versuch und Irrtum)-Prinzips gelangte.

Die folgende Erzählung soll das beispielhaft verdeutlichen. Wir zitieren aus der Buddha‐Legende Sangámaji Thera.12 Buddha fordert hier für die Erlösung vom Leiden die Aufgabe des Lebenswillens:

„Als der ehrwürdige Sangámaji im Garten des Jetava weilte, nahm seine von ihm verlassene Frau ihren gemeinsamen Sohn und setzte ihn dem Vater vor die Füße. Dreimal forderte sie ihn auf, sie zu erhören. Doch der verharrte regungslos. Dann ließ sie den Knaben zurück mit den Worten: ‚Dies ist dein Sohn, Asket; ernähre ihn!‘ und ging weg. Der Asket rührte sich nicht, blickte den Knaben nicht an. Als die Mutter dies im Umdrehen sah, brachte sie es nicht übers Herz, das Kind zurück zu lassen, kehrte um und nahm es mit. Buddha sah mit seinem himmlischen Auge die Ungebühr der Frau und rief bewundernd aus: Ihr Kommen weckt ihm nicht Freude, ihr Fortgehen bringt ihm keinen Schmerz. Brahmane (Priester, Gelehrter) mag er wohl heißen, Sangámaji, von Fesseln frei.“

Dieser Grundgedanke wohnt dem klassischen Buddhismus inne, auch wenn man bei uns im Westen meist spätere Formen des Buddhismus findet (z. B. den Tibetischen Buddhismus), welche den sozialen Einsatz wichtig sehen oder auch an Götter glauben. Dennoch steht die ursprüngliche buddhistische Philosophie als Basis, wenn auch versteckt, dahinter.

Der Lehre Jesu ebenfalls entgegen gesetzt ist, dass Buddha den Ursprung menschlichen Lebens in der eigenen Begierde sieht, sie ist der „Hausbauer“ und brachte das leibliche und in Buddhas Augen leidvolle Leben hervor.13

Als Christen sind wir überzeugt, dass die Auffassung, das Leben sei nichts als Leiden nicht dem Wesen des Lebens und damit nicht der Wirklichkeit entspricht, auch wenn es viel Leid in der Welt gibt. Wir erfahren Liebe, Freude und Frieden, wovon Jesus spricht, als etwas Reales in unserem Leben. Die Sehnsucht nach diesen Dingen gilt es nicht etwa abzuschaffen. Wir sollen vielmehr nach deren Quelle suchen. Deshalb hat Gott selbst uns diese Sehnsucht unauslöschlich in unsere Herzen eingebrannt. Wir möchten unseren Willen und all unsere Kraft dafür einsetzen, dass auch andere Menschen das Glück der Beziehung mit Gott erfahren mögen. Wir haben nur dieses eine Leben hier auf Erden, nicht um zu leiden oder dem Leben zu entrinnen, sondern um „Ja“ zu sagen zu Gottes Liebe zu uns.

Die Wahrheit, für die Jesus Zeugnis ablegt, ist die Wirklichkeit, wie sie von Gott her gesehen besteht: es gibt einen Gott, einen ursprungslosen Ursprung und Schöpfer aller Dinge. Wir Menschen verdanken ihm unser Dasein. Da unsere Existenz von dem abhängt, der ein vollkommen gutes Wesen hat, kann das Gute nicht außerhalb oder losgelöst von ihm gefunden werden. Unser Glück hängt von der Beziehung mit ihm ab. Da er Liebe ist, will er auch eine Beziehung mit uns, die auf Liebe beruht. Wir sind frei, „ja“ zu sagen zu der Beziehung mit ihm.

Diese Beziehung einzugehen bedeutet, dass wir die Realität anerkennen: nur wenn wir ihn fragen und nach seinen Antworten handeln, werden wir in dieser Beziehung mit ihm bleiben, auch über den Tod hinaus. Diesen Weg hat Jesus nicht nur gezeigt, sondern ist ihn auch selbst gegangen und bietet all denen Hilfe an, die ihn auch gehen wollen.

Auch die Frucht unseres Lebens, wie du es in dem Abschnitt: „Wer sind wir?“ lesen kannst, wächst auf dem Boden der Liebe, die Jesus zu den Menschen hatte. Durch ihn haben wir verstanden, wer Gott ist. Wir haben uns auf die Suche nach seinem Willen gemacht und haben ein neues Leben geschenkt bekommen. Seine Liebe hat unser Leben und uns selbst verändert. Wie ein Vater darum besorgt ist, dass aus seinen Kindern erwachsene, reife Menschen werden, formt Gott auch uns. So treten an die Stelle von Sinn‐ und Hoffnungslosigkeit, Egoismus, Hass und Lüge ein Leben in Liebe, Einheit und Aufrichtigkeit sowie das Erfahren der verändernden Kraft Gottes. Die Beziehung mit ihm gibt unserem Leben einen Sinn, der mit dem Tod nicht endet, so wie das Leben Jesu nicht mit dem Tod endete. Wir sind Gott sehr dankbar dafür und wollen das dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir ihm Tag für Tag unser Leben anvertrauen.

Wenn du auf der Suche nach der Wahrheit bist, dann lass dich nicht verwirren durch die unzähligen verschiedenen Richtungen, die es unter dem Namen Christentum gibt und welche diesen teilweise stark verfälscht haben. Nimm dir die Zeit, dich mit Jesus auseinander zu setzen. Nimm dir die Bibel und lies einmal ein Evangelium. Wir laden dich ein, mit uns in Kontakt zu treten. Jeder von uns hat es als große Hilfe erfahren, gemeinsam nach dem authentischen Verständnis der Worte Jesu zu suchen, Hintergründe zu erforschen, Zeitbezogenes richtig einzuordnen, und vor allem miteinander das Verstandene in unserem Leben umzusetzen.

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Fußnoten:
  1. Tacitus, Römische Annalen (115–117 n. Chr.) Ann 15,44,3. 
  2. Josephus Flavius (*37 n. Chr.), Antiquitates XVIII 63 f/3,3. 
  3. Suetonius, Vita Claudii 25,4 (120 n. Chr.). 
  4. Die Bibel, Lukas 3,23. 
  5. Die Bibel, Lukas 5,32. 
  6. Die Bibel, Matthäus 12,30. 
  7. Jesus bezeichnete sich selbst im Lauf seines Wirkens sehr oft als „der Menschensohn“. 
  8. Die Bibel, Johannes 11,25 f.; Johannes 3,36. 
  9. Sahih al‐Bukhari 5.266 (Hadith — nach dem Koran zweite autoritative Quelle des Islam). 
  10. Siehe Aussagen des Buddha, z. B. Dhammapada 153,154. 
  11. Siehe Aussagen des Buddha, z. B. Samma‐samádhi (Die rechte Sammlung). 
  12. Die Buddha‐Legende Sangámaji Thera gehört den Udána an. Diese sind ein Teil des Pali‐Kanons, einer Sammlung von alten buddhistischen Schriften, die im 1. Jh. v. Chr. schriftlich niedergelegt wurden. 
  13. Siehe wiederum Dhammapada 153,154.