Das Argument von der allgemeinen Kausalität (Kontingenz)

Argumente für die Existenz Gottes

Argumente für die Existenz Gottes

Die Gültigkeit des Prinzips von Ursache und Wirkung (Kausalität) oder des hinreichenden Grundes ist die Basis allen logischen Denkens, auf welchem alle Wissenschaft und menschliche Erkenntnis aufbauen. Dies setzen wir im folgenden voraus. Es ist eines der vier Gesetze des Denkens (Gesetz der Identität, des Widerspruchs, vom ausgeschlossenen Dritten und des hinreichenden Grundes), welche ständig von jedermann im Alltag verwendet werden, wenngleich häufig unbewusst.

Dieses Prinzip besagt, dass alles, was existiert, einen befriedigenden Grund entweder in sich selbst oder in etwas anderem haben muss.

Theoretisch können wir zwischen zwei Kategorien des Seins unterscheiden: das absolut notwendige Sein, welches sich selbst erklärt, und das mögliche oder abhängige (kontingente) Sein, welches nur aus entsprechenden Gründen außerhalb seiner selbst erklärt werden kann. Versuchen wir nun alles uns Umgebende in eine der beiden Kategorien einzuordnen, werden wir früher oder später feststellen, dass alles zu letzterer gehört. Auf das All angewendet ergibt sich, dass, da alle Elemente des Ganzen abhängig sind, das Ganze auch so sein muss. Wir können nicht annehmen, dass Elemente, die wir als kontingent charakterisieren, nur aufgrund ihrer Verbindung miteinander dem Ganzen, das sie bilden, absolute Eigenschaften geben können. Spricht jemand also dem Universum einen absoluten, sich selbst erklärenden Charakter zu, obwohl alle Elemente des Universums abhängig sind, müssen wir dies als unlogisch verwerfen, denn das Absolute, sich selbst Erklärende kann nicht das Resultat vorheriger Prozesse oder Gründe sein. Wir können einen befriedigenden Grund für die Existenz des Universums nur außerhalb seiner selbst finden.

William Ockham, ein Philosoph des 13. Jahrhunderts, formulierte ein grundsätzliches Prinzip wissenschaftlicher Forschung, welches besagt, dass bei der Suche nach der Antwort auf ein bisher ungeklärtes Phänomen nicht mehr als die unbedingt notwendigen Annahmen verwendet werden sollen. Einige Atheisten, die diesen Satz anwenden, schließen daraus, dass die Annahme von Gottes Existenz grundlos ist, da wir ja das Universum und seine Entstehung nicht erklären können. Sie meinen, es wäre logischer, an einen sich selbst erklärenden Kosmos zu glauben. Aber gerade die Anwendung des Ockhamschen Prinzips macht es leichter und logischer, ein einziges, transzendentes Wesen, welches vollkommene Qualitäten besitzt, als Quelle allen Seins anzunehmen, als dem Universum selbst viele einzelne absolute Attribute zuzuschreiben, welche es gemäß unserer Beobachtungen gar nicht besitzt, wofür es auch nicht den leisesten Anhaltspunkt gibt. Ist es wirklich naiver und Ausdruck geringer Reife, eine unsichtbare, über allem stehende erste Ursache anzunehmen?

Warum ist es nicht widersprüchlich, zu sagen, dass alles einen vorherigen Grund hat und es trotzdem eine unverursachte erste Ursache gibt? Wenn wir sagen, dass alles einen Grund hat, denken wir an die immanenten Elemente unserer abhängigen Welt. Die erste Ursache hingegen beschreiben wir als transzendent. Der Widerspruch ergäbe sich erst, wenn wir Gott ebenfalls als dieser Welt innewohnend betrachteten.

Viele Menschen kommen ganz ohne philosophische oder theologische Begründungen zu dem Gedanken, dass der Kosmos eine letztendliche Ursache haben muss. Das Problem ist dann eher, wie man diese nennen soll. Für nicht wenige ist dies dann wiederum völlig unerheblich. Oft hören wir die Leute von der „uralten Materie“, dem „Atom“, dem „Absoluten“, der „Idee“, dem „Geist“ oder „Etwas“ oder „Jemand“ sprechen. Einige dieser „Vorschläge“ kann man wegen der Bedeutung der Begriffe leicht als falsch bezeichnen. Im Falle der Materie ist dies beispielsweise so, da ja gemäß unserer Erfahrung alles Materielle abhängig ist und eben zu unserer kontingenten Welt gehört und wir deshalb auch annehmen müssen, dass die „letztendliche Ursache“ weit über jeder Veränderlichkeit und Vergänglichkeit steht.

Oft werden auch die Grenzen der Evolutionstheorie entgegen ihrem Zweck sehr weit ausgedehnt. Jene Theorie kann aber niemals den letztendlichen Grund unserer Welt erklären, da sie sich selbst nur mit der Entwicklung existierender Dinge beschäftigt, jedoch nicht mit dem Sprung von Nichtexistenz zu Existenz.

Andere, welche schon das „geistliche Wesen“ der ersten Ursache annehmen, leugnen aber deren personalen Charakter. Die Erfahrung unserer eigenen „geistlichen Natur“ zeigt uns aber, dass sie sich durch Intelligenz, den freien Willen und die Fähigkeit, zu lieben und selbstlose Beziehungen zu anderen zu bauen, auszeichnet. Bezeichnen wir uns als Personen, schließen wir gerade diese Dinge mit ein. Greifen wir nun auf einen der vorher genannten Gedanken zurück, nämlich dass die Eigenschaften der absoluten und ersten Ursache denen der abhängigen Elemente nicht nachstehen können, sondern sie im Gegenteil bei weitem übertreffen müssen, folgt daraus, dass jene erste Ursache auf wesentlich höherem Niveau als dem der unpersönlichen Existenz stehen muss.

Der Begriff Person aber wird oft trivialisiert und dadurch missverstanden. Auch trennen wir ihn üblicherweise nicht von den bestimmten Grenzen menschlichen Seins, von Raum und Zeit, von den Schranken der Kommunikation und der Fähigkeiten. Aber Gott ist diesen Grenzen natürlich nicht unterworfen. Wenden wir also „Person“ auf Gott an, so meinen wir, dass er zu persönlicher Beziehung und zum Dialog mit seinen intelligenten Geschöpfen fähig ist. Deshalb muss er auch Intelligenz, freien Willen und Selbst‐Bewusstsein besitzen.

Deshalb ist die Existenz einer intelligenten und freien ersten Ursache, eines persönlichen Gottes, welcher sowohl über der materiellen Welt als auch dem menschlichen Geist steht, eine absolute Notwendigkeit.

Alle Denkansätze, welche nicht von der Existenz des unabhängigen und persönlichen Schöpfers ausgehen, sondern das Bestehen der Welt auf innere Gründe zurückführen, indem sie der Materie, dem Geist oder irgendetwas anderem aus dieser Welt Selbstexistenz (d.h. ohne vorherige Gründe existierend; in sich selbst notwendig) zuschreiben, kann man als verschiedene Formen eines indirekten „Pantheismus“ bezeichnen. Diese Denkweise führt aber zu widersprüchlicher Begriffsverwendung, sie vermischt Ursache und Wirkung, das Notwendige mit dem Möglichen, das Endliche mit dem Unendlichen. Bei vielen resultiert daraus eine pessimistische, hoffnungslose oder mindestens gleichgültige Einstellung zum Leben und der Welt, denn wenn die Welt so ist, dann sind Bosheit und alles Schlechte ewige und unvermeidliche Notwendigkeiten. Ersetzt der Mensch Gott durch etwas anderes, verliert er letztlich den richtigen Blick für seine Werte, die Persönlichkeit, die Verantwortlichkeit, die Überzeugungen des gesunden Menschenverstandes und damit auch das rechte Motiv für gutes Handeln.

Derjenige aber, der die Existenz des persönlichen und liebenden Gottes annimmt, hat dadurch die Möglichkeit, den Ausweg aus dem pessimistisch‐hoffnungslosen Denken zu erkennen, denn die erwähnten negativen Dinge gehören nicht zu Gottes unabhängigem und vollkommenem Wesen. So kann der Mensch auch sich selbst bezüglich seines eigenen Beitrags zur Entwicklung der Welt beurteilen, anstatt das Wesen der Welt dafür verantwortlich zu machen.

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