Argumente für die Existenz Gottes

Warum sollen wir uns überhaupt mit Argumenten beschäftigen, wenn Gottes Existenz sowieso nur eine Sache des Glaubens ist?

Bei der Beschäftigung mit Argumenten für Gottes Existenz ergeben sich drei große Fragen: deren Gültigkeit (oder die Kraft der Beweise), deren Methode (wie werden die Beweise geführt) und deren Ziel (wozu helfen sie).

1 Wie gültig sind diese Beweise?

Alle erwähnten Beweise wurden und werden auf unterschiedlichste Weise von vielen Philosophen bestritten, wir aber sehen es genau wie Paulus, der tief von der Offensichtlichkeit der Existenz Gottes überzeugt war:

Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so dass sie keine Entschuldigung haben. (Röm.1,19–20)

Dieser grundsätzliche Gedanke von der Erkennbarkeit des Unsichtbaren anhand der sichtbar geschaffenen Welt ist in allen Kulturen zu finden, bei den Denkern des Altertums genauso wie bei modernen Wissenschaftlern. Wir behaupten nicht, Gottes Existenz mathematisch herleiten oder demonstrieren zu können, sondern dass man sie aus dem Geschaffenen durch das natürliche Licht des menschlichen Verstandes mit Sicherheit wissen kann. Vielleicht können wir sagen, dass die Beweise einen hohen Grad von Klarheit besitzen, der Zweifel auszuräumen vermag, selbst wenn deren anschauliche Herleitung nicht logisch zwingend ist.

Diese Beweise zwingen niemanden, sie annehmen zu müssen, der freie Wille wird gewahrt. Mathematisch‐wissenschaftliche Beweise gehen immer von gewissen Axiomen und Postulaten aus, deren Logik durch einen allgemeinen Konsens unter den auf diesem Gebiet arbeitenden Menschen akzeptiert wird. Im Falle metaphysischer Beweisführung spielen persönliche Bedingungen, einen Inhalt zu erfassen, wie auch das Verhältnis zu den Beweisen selbst eine Rolle. Deshalb hängt die Überzeugungskraft der Argumente sehr von der persönlichen Einstellung, der Mentalität, den Neigungen und der Erziehung eines jeden ab. Wichtigste Bedingung aber ist die persönliche Offenheit und Bereitschaft, das eigene Denken und Leben zu prüfen.

2 Die Methoden

Von den verschiedenen Argumentationsweisen verwendeten wir nur den induktiven (a posteriori) Beweis, welcher von verschiedenen Aspekten des Seins ausgeht (der kontingenten Welt in ihrer Existenz und ihren Eigenschaften oder von unserer menschlichen Erfahrung) und dann hinauf zu Gott als erster Ursache führt.

Nicht erwähnt wurde bisher die sogenannte deduktive (a priori) Methode, welche von der Vorstellung bzw. Ahnung über Gott ausgeht und auf seine wirkliche Existenz schließt (wie es beispielsweise Anselm, Descartes und Leibnitz taten). Diese Argumentationsweise wird von vielen abgelehnt, hier hängt alles noch mehr davon ab, ob man eine gewisse Vorkenntnis über Gott annimmt.

Allerdings sind bis zu einem gewissen Grad in unseren Ausführungen beide Methoden miteinander verbunden, indem wir einige Gottesvorstellungen vorwegnehmen, um dann sein Dasein induktiv zu beweisen. Wir können ja nicht nach dem suchen, was uns völlig unbekannt ist. Andererseits besteht natürlich die Gefahr, das zu beweisen, was man bereits vorausgesetzt hat.

3 Worin besteht das Ziel der Argumente?

Wozu brauchen wir diese Argumente überhaupt und wofür wollen wir sie verwenden? Welchen Gewinn tragen wir bei diesen geistig so aufwendigen und vielleicht auch anstrengenden Methoden davon? Tatsächlich liefern sie uns weder die ganze noch die höchste Erkenntnis Gottes. Um gläubig zu werden, muss man nicht fähig sein, einen Beweis führen zu können, noch viel weniger ist es nötig, Wissenschaftler oder Philosoph zu sein, um Gottes Existenz zu verstehen. Wir verwenden jedoch einige rationale Erklärungen, um verständlich zu machen, dass unser Glaube nicht im Widerspruch zu wissenschaftlichen oder philosophischen Herangehensweisen auf diesem Gebiet steht. In der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Weltanschauungen ist es sehr hilfreich, hier klar Stellung zu beziehen. Wir gründen daher unseren Glauben nicht auf wissenschaftliche oder metaphysische Kenntnis, wollen aber unseren Verstand und unsere intellektuellen Fähigkeiten bei der Suche nach Antworten bezüglich der Existenz und des Wesens unseres Schöpfers nutzen. Wenn wir also seine Spuren in der Natur und sein Bild im Menschen finden, so hilft uns das, Ihn besser kennen zu lernen und die Beziehung zu Ihm zu stärken.

Denn als ich umherging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich auch einen Altar, an dem die Aufschrift war: Einem unbekannten Gott. Was ihr nun, ohne es zu kennen, verehrt, das verkündige ich euch.
Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, auch wird er nicht von Menschenhänden bedient, als wenn er noch etwas nötig hätte, da er selbst allen Leben und Odem und alles gibt.
Und er hat aus einem jede Nation der Menschen gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, wobei er festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, dass sie Gott suchen, ob sie ihn vielleicht tastend fühlen und finden möchten, obwohl er ja nicht fern ist von jedem von uns.
Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: Denn wir sind auch sein Geschlecht.

Da wir nun Gottes Geschlecht sind, sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Gold und Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.
Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen dadurch den Beweis gegeben, dass er ihn auferweckt hat aus den Toten. (Apostelgeschichte 17,23–31)

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