„Vom Christentum gingen viele Kriege und Gräuel aus“

Selbst mit Geschichte wenig vertraute Menschen wissen dies, und je besser man sich auskennt, umso erdrückender wird die Beweislast. Die römisch‐katholische, aber auch orthodoxe und protestantische Organisationen haben unzählige Intrigen geschmiedet, Kriege geschürt und geführt, „Ketzer“ und „Hexen“ gefoltert und verbrannt. Aber taten die Verantwortlichen dies, weil sie Jesu Auftrag so verstanden? Konnte seine Lehre, die Feinde zu lieben, die Verfolger zu segnen, gütig gegen die Undankbaren und Bösen zu sein und vor allem Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst, so missverstanden werden? Wer das Neue Testament kennt, muss diese Frage eindeutig mit Nein beantworten. Die ersten Christen bildeten keine hierarchischen Organisationen, sondern liebten und dienten einander, teilten das Leben miteinander. Sie strebten nicht nach Macht und Ehre, denn Jesus lehrte:

Ihr wisst, dass die, welche als Regenten der Nationen gelten, sie beherrschen und ihre Großen Gewalt gegen sie üben. So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein. Denn auch ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern zu dienen und mein Leben zu geben als Lösegeld für viele. (Markus 10,42–45)

Sie zwangen auch niemand, ihre Botschaft anzunehmen, sondern luden Un – und Andersgläubige ein, die Lehre Jesu kennen zu lernen und zu prüfen. Sie verfolgten niemand, riefen aber zur Umkehr von leeren und selbstsüchtigen Zielen auf. Eine solche Botschaft hörten viele nicht gern. Auch empfand man das als anmaßend, gefährlich oder gar gesellschaftszersetzend, weshalb Christen oft und mitunter grausam verfolgt wurden.

Die Unterdrückungsmaßnahmen der ersten Jahrhunderte aber konnten nicht verhindern, dass sich immer mehr Menschen vom Heidentum mit seinem düsteren Schicksalsglauben, den absurden Ritualen und den gewalttätigen oder auch nur allzu menschlichen „Göttern“ abwandten hin zum Christentum. Dieses nämlich beinhaltet ein eindeutiges Verständnis von Gott und der Wahrheit, zeigt, was der Sinn des Lebens ist und vermittelt auch klare ethische Werte. Auch war die Standhaftigkeit der Christen in den Verfolgungen für viele Menschen überzeugend. Allerdings begann schon in der gleichen Zeit eine Fehlentwicklung – in den Schriften des Neuen Testaments wird davor bereits gewarnt – die sich insbesondere durch Aufweichung der klaren Forderungen Jesu zur Umkehr vom alten Leben, zunehmenden Formalismus und die Trennung der Gläubigen in Klerus und Laien zeigte. Nach schweren Christenverfolgungen im 3. und 4.Jh. war es Kaiser Konstantin, der begann, das Christentum zu tolerieren, um es auch für seine politischen Ziele zu missbrauchen. Dass die Kirche dies begrüßte und um die Gunst der Mächtigen buhlte, zeigt dass die Verantwortlichen schon längst das Fundament der Lehre Jesu verlassen hatten. Der Schritt zur Staatsreligion ab 381 ist trauriger Höhe‐ und Endpunkt dieser Abkehr von Gott. Schon vorher war die „Kirche“ nicht mehr Gottes Volk, nun aber trat ein weltliches Machtgefüge in die Weltgeschichte ein, welches unsägliche Verführung und Grausamkeiten über die Menschheit brachte, sich zwar mit dem Namen Christi und der Apostel schmückte, in Wahrheit aber nichts mit diesen gemein hat. Damit soll nicht gesagt werden, dass es in der „Kirche“ überhaupt keine Christen mehr gab. Auch gab und gibt es viele, die Gott treu sein und deshalb nicht Mitglieder dieser Organisationen bleiben wollten und wollen. Gerade solche Menschen wurden als sog. Ketzer verteufelt und verfolgt und auch heute noch als Sektierer und Verführer diffamiert. Denn der Wille zur Macht war und ist Antrieb der Führer dieser Organisationen, und wenn sie diesen nicht durch Verleumdung, Verfolgung, Entmündigung und politisches Ränkespiel durchsetzen können, geben sie sich auch gern als Hüter von Toleranz und Menschenrechten und wollen als moralische Autorität gelten. Zweifelsohne engagieren sich viele Mitglieder der „Kirchen“ sozial und wollen anderen Menschen helfen. Diese ehrliche Arbeit dient den religiösen Organisationen aber zur Verbesserung des Images. So sind viele Menschen überzeugt, dass die „Kirche“ sich gebessert habe und heute der Anwalt der Schwachen sei. Man lässt sich auch gerne durch Appelle und interreligiöse Gebete für den Frieden über den wahren Charakter der sog. Kirchen hinwegtäuschen, erkennt nicht, dass dies nur ein Anpassen an den Zeitgeist ist, damit all die Strukturen aufrechterhalten werden können, die Gott aber nie gewollt hat. Wer nun wirklich erfahren will, was Gott dem Menschen gebietet, der soll sich weder durch die Gräueltaten der Vergangenheit abschrecken noch durch die zu Popularitätszwecken ergriffene soziale Rolle der „Kirchen“ blenden lassen. Vielmehr kann er durch das Lesen des Neuen Testaments gut erkennen, was Inhalt und Ziel der Lehre Jesu ist. Dieser bezeugte das auch während des Verhörs durch Pilatus:

Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, dass ich den Juden nicht überliefert würde … Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. (Johannesevangelium, Kapitel 18,36–37)

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