Heiligung

Worum es uns in diesem Thema geht

Das Streben nach Heiligung ist ein wichtiger Teil christlichen Lebens; es ermöglicht eine Beziehung zu Gott, der heilig ist. In diesem Artikel wollen wir daher folgende Fragen beantworten: Was bedeutet es, heilig zu leben? Kann man an sich und andere den Anspruch stellen, ein heiliges Leben zu führen? Können wir von Sünden frei werden? Was sagt uns die Bibel darüber?

So wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig, denn es steht geschrieben: Seid heilig, denn ich bin heilig. (1. Petrus 1,15–16)

Paulus spricht an mehreren Stellen im Neuen Testament die Christen als Heilige und Geliebte an (z. B. Kolosser 3,12), doch in den heutigen Ohren klingen die Wörter „heilig, Heilige“ unüblich, altmodisch, losgelöst vom Alltagsleben, unerreichbar und nur auf besondere Menschen zugeschnitten.

Stimmt das wirklich, oder spricht die Bibel nicht eher davon, dass gerade das heilige Leben untrennbar mit der Beziehung zu Gott verbunden ist!?

Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. (Römer 12,1–2)

Unser Leben soll ein heiliges Opfer sein, das Gott gefällt. Das heißt, dass wir Gott von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft und ganzem Verstand lieben und uns somit nicht der Welt angleichen sollen. Die Bedeutung des Wortes „heilig“ beinhaltet , dass etwas oder jemand für Gott da ist. Gott hat uns zu seinem Ebenbild geschaffen, deshalb ist der Wunsch, heilig zu leben, nicht etwas, das uns fremd wäre, sondern es entspringt dem Wesen Gottes und auch unserem Wesen.

Die angeführten Bibelstellen (1. Petrus 1,15–16, Römer 12,1–2) betonen die absolute Heiligkeit Gottes und die daraus entspringende Notwendigkeit, unser GANZES Leben von Gott beurteilen und reinigen zu lassen, JEDE Sünde abzulegen. Diese Gesinnung, heilig sein zu wollen wie Gott es ist, kennzeichnet einen Christen. Viele religiöse Menschen streben dieses Ziel nicht wirklich an. Der Glaube an die Erlösung und Vergebung lässt aber Christen mit Hoffnung den Kampf gegen Sünde aufnehmen.

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes VOLLKOMMEN sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet. (2. Timotheus 3,16–17)

Die Heilige Schrift zeigt uns insbesondere aus den Worten und dem Leben der Propheten, Jesu und seiner Jünger den Weg der Gerechtigkeit. Sie lehrt uns, was Sünde ist, und wie wir sie überwinden können.

1 Kampf gegen Sünde als Voraussetzung für ein heiliges Leben

Der Mensch wurde zum Ebenbild Gottes geschaffen. Als der Mensch sündigte, wurde er entstellt und seine Beziehung zu Gott und den Menschen gestört. Die Sünde bewirkt ein Getrenntsein von Gott und führt zum Leben in Egoismus und Vereinsamung. Deshalb beschreibt Jesus in sehr radikalen Bildern, wie stark wir Sünde verabscheuen und ablehnen müssen.

Und wenn deine Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab! Es ist besser für dich, als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das unauslöschliche Feuer. Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf‚s von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen … (Markus 9,43.47)

Das ist keine leere Warnung Jesu, um uns Furcht einzuflößen, sondern er beschreibt eine geistliche Realität. Sünden verändern, betrügen, verhärten, nehmen dem Menschen die Sehnsucht nach Gott und dem Guten, sie trennen von Gott. Deshalb ist der Kampf um Reinheit unumgänglich, um ewiges Leben zu erlangen. Dem entspricht auch, was Paulus in Kolosser 3,5 schreibt:

Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst ist.

Sünde beginnt in der Gesinnung und in den Gedanken, dort liegen die Wurzeln für die darauf folgenden Tatsünden.

Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch begangen hat in seinem Herzen. (Matthäus 5,28)

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird … (Matthäus 5,21–22)

Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde. (Jakobus 4,17)

Leider werden Unterlassungssünden oft nicht so beurteilt, wie es der biblische Maßstab uns vorgibt. Wir begegnen immer wieder Menschen, die Sünden wie das Nichtbemühen um die Brüder oder ein nicht Nachdenken über die Worte Gottes (Bibel lesen) als unwesentlich sehen. Doch zeigen gerade diese Sünden sehr deutlich die mangelnde Beziehung zu Gott.

2 Es gibt keine Ausrede für das Sündigen

Keine Versuchung hat euch ergriffen als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt. (1. Korinther 10,13)

Bereits im Alten Testament wird der Sieg über Sünde gefordert und als möglich gesehen.

Und der Herr sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum hat sich dein Gesicht gesenkt? Ist es nicht so, wenn du recht tust, erhebt es sich? Wenn du aber nicht recht tust, lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen. (1. Mose 4,6–7)

Gottes Liebe und Barmherzigkeit ist groß zu allen Menschen, die darum ringen, von Sünden Abstand zu nehmen und Gott ihr Leben anzuvertrauen. Aber Gottes Zorn ist groß über diejenigen, die Sünde nicht Sünde nennen wollen (Matthäus 3,7+8) und sich mit ihrer eigenen Schwachheit entschuldigen wollen, denn

Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört. (Jesaja 59,1–2)

Wir wissen, dass Gott jeden Menschen liebt und jeden annimmt, der zu ihm kommen möchte und sei er noch so stark mit Sünden beladen. Wir kennen Gottes Treue, dass er niemanden verstößt, der sich ihm zuwenden möchte. Aber wir sollen uns auch dessen bewusst sein, dass Sünden uns von ihm trennen. Niemand soll dem gleichgültig gegenüber stehen oder mit der Sünde spielen. (Hebräer 12,16–17)

Die Vergebung der Schuld ist ein großes Geschenk. Es ist wichtig, sich den Wert dessen vor Augen zu stellen. Wir erhalten Gottes Gnade nicht als Schleuderware, Jesus hat dafür sein Leben gegeben, um uns von Sünden erlösen zu können. Deshalb sollen wir auch ein Leben als Erlöste führen und nicht an Sünden festhalten.

Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken. (1. Petrus 1,18–19)

3 Was hilft uns von Sünden frei zu werden?

Aus Psalm 32,3–5 und Sprüche 28,13 können wir sehen, dass das Bekennen der Sünden wesentlich zur Vergebung und Befreiung von den Sünden dazugehört.

Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden. (Sprüche 28,13)

Es ist wichtig und gut, seine Sünden Gott gegenüber zu bekennen, aber auch ein Zeichen wirklicher Reue, sie vor Menschen ans Licht zu bringen. Wenn wir in der Wahrheit leben, dann sollen wir auch im Licht vor den Brüdern wandeln.

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. (1. Johannes 1,9)

Nicht nur am Tage der Bekehrung ist es wichtig, alles was uns mit der Welt verband, hinter uns zu lassen und unsere Sünden offen zu legen. Als Christen sollen wir, wie Jakobus in Kapitel 5, 16 schreibt, einander die Sünden bekennen und füreinander beten, damit wir Heilung erlangen. Wenn wir unsere Sünden vor unsere Glaubensgeschwister legen, können wir in Gebeten, aber auch Ermunterungen und Ermahnungen von ihnen Unterstützung und Hilfe in der Heiligung bekommen. Durch unsere Reue kann Gott wieder zurechtbringen, was wir in unserer Beziehung zu ihm durch Sünde zerstört haben und wir können seine Vergebung erfahren. Es ist nicht die Aufgabe von speziell dafür ausgebildeten Seelsorgern, die Verantwortung für die Bekenntnisse der Gemeindeglieder zu tragen und sich über den Inhalt in Schweigen zu hüllen. Wir finden für diese Praxis keine Grundlage in der Bibel. Vielmehr soll tiefes Vertrauen zu allen Glaubensgeschwistern und der Wunsch, vor anderen so stehen zu wollen, wie wir vor Gott stehen, Zeugnis für Gottes Wirken in der Gemeinde sein.

Wenn wir Gottes Heiligkeit, Größe und seine Liebe uns gegenüber erkennen, entsteht in uns der Wunsch, ihm zu nahen und ihn durch unsere Liebe und unseren Dienst an ihm und Menschen zu preisen. Die Liebe kennt keine Grenzen – sie würde nie sagen, „jetzt habe ich genug getan“. Daher bedeutet Heiligung für uns, immer offen für Hinterfragungen, Korrekturen und Veränderungen durch Gott zu sein. So kann er uns mehr und mehr befähigen, in jeder Situation das Gute zu wirken.

Jesus gibt uns in Und bei einem Abendessen, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, es ins Herz gegeben hatte, dass er ihn überliefere, steht Jesus – im Bewusstsein, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe – von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Er kommt nun zu Simon Petrus; der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen. Petrus spricht zu ihm: Du sollst nie und nimmer meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass auch ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut! ein Beispiel, wie wir einander dienen sollen, indem er den Jüngern die Füße wäscht. Er erniedrigte sich vor Menschen, die selbst mit Sünden behaftet waren und zeigte gerade dadurch seine Liebe. Von ihm sollen auch wir lernen, voreinander klein zu werden, einander in Liebe zu tragen und dadurch fähig zu werden, selbst in der Heiligung zu wachsen und anderen darin zu helfen. Einander dienen kann man nicht losgelöst von der Sorge um das Heil des anderen sehen, einem Sorgen darum, dass der andere im Glauben wachsen und reifen kann und keine Sünde ihn daran hindert, mit Gott verbunden zu sein.

Gott hat jeden einzelnen Christen dazu befähigt, dem Anderen eine Stütze zu sein, damit der ganze Leib zu einem heiligen Tempel erbaut werden kann (Epheser 2,21). Er stellt damit die gesamte Gemeinde in die Verantwortung füreinander. Deshalb heißt es:

Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird. (Hebräer 12,14)

 

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