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1 Warum wir etwas über die ersten Christen schreiben
Wenn wir etwas über die ersten Christen schreiben, dann geht es uns nicht um eine bloße Beschreibung ihrer Lebensform und Ansichten. Vielmehr soll dieser Text eine Einladung sein, darüber nachzudenken, warum die ersten Christen so lebten wie sie lebten.
Heute wird oft die Meinung vertreten, dass man unter den jetzigen Umständen nicht mehr so leben könne wie damals oder dass die Menschen in der frühen Kirche wohl nur in ihrer ersten Begeisterung das Leben so intensiv miteinander geteilt haben. Wir möchten gern zeigen, dass das Leben der ersten Christen eine Fortsetzung dessen war, was die Jünger Jesu im Leben ihres Meisters gesehen haben. Sie haben begriffen, dass die Lebenshingabe Jesu das Urbild jedes wahren Gottesdienstes ist und dass Nachfolge Jesu genau das bedeutet: bereit zu sein, das ganze Leben – so wie er – für Gott, für die Brüder und Schwestern und für das Wachstum des Reiches Gottes einzusetzen, was auch immer das für das eigene Leben bedeuten mag. Das war damals so und das kann heute nicht anders sein.
Das Sonntags‐ und Hobby-„Christentum“ von heute ist nicht ein notwendiges Resultat veränderter gesellschaftlicher Umstände. Es ist vielmehr ein Ausdruck dafür, dass Menschen zwar irgendwie das Heil wollen, aber nicht bereit sind, den schmalen Weg der Nachfolge Jesu zu gehen. Auch zur Zeit Jesu gab es Menschen mit einer solchen Gesinnung, und er warnte sie:
Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr!, und tut nicht, was ich sage? Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut – ich will euch zeigen, wem er gleich ist. Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute, grub und vertiefte und den Grund auf den Felsen legte; als aber eine Flut kam, stieß der Strom an jenes Haus und konnte es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. Der aber gehört und nicht getan hat, ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf die Erde baute ohne Grundmauer; der Strom stieß daran, und sogleich fiel es, und der Sturz jenes Hauses war groß. (Lukas 6,46–49)
2 „Sie verließen alles und folgten ihm nach“ – Die Zeit der Jünger mit Jesus
Als Johannes der Täufer anfing, seine Volksgenossen zu taufen und zur Buße aufzurufen, um sie auf das Kommen des Messias vorzubereiten, hatte Jesus sein öffentliches Wirken noch nicht begonnen. Johannes war ein Anziehungspunkt für viele Juden, vor allem für diejenigen unter ihnen, die eine starke Hoffnung darauf hatten, dass Gott mit der Sendung des verheißenen Retters nicht mehr lange warten würde. Unter ihnen befanden sich auch solche, die später die engsten Vertrauten Jesu werden sollten.
Johannes der Täufer hat seit der Taufe Jesu klar bezeugt, dass Jesus der Gottesknecht ist, der Israel erlösen wird. Er hat die, die zu ihm kamen, auf Jesus verwiesen, und so verlagerte sich der Mittelpunkt der messianischen Bewegung von Johannes auf Jesus.
Aus den vielen Menschen, die kamen, um Jesus zu hören und die ihn von Zeit zu Zeit begleiteten, wählte sich Jesus zwölf Männer aus, die ständig mit ihm gehen sollten (Lukas 6,12–16). Ihnen, den Aposteln, erklärte er vieles besonders. Sie lernten ihn am innigsten kennen und wurden von ihm gelehrt und geformt, um später ihre zentrale Verantwortung für die Bildung des neuen Gottesvolkes, der Kirche, tragen zu können.
Als Jesus einmal gefragt wurde, was das wichtigste Gebot ist, antwortete er folgendes:
Das erste ist: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!“ Das zweite ist dies: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Größer als diese ist kein anderes Gebot. (Markus 12,29–31)
Und als Jesus den Jüngern in der letzten gemeinsamen Nacht das neue Gebot gab, einander zu lieben, wie er sie geliebt hat (Johannes 13,34–35), stellte er ihnen sein eigenes Leben als Vorbild der Erfüllung des höchsten Gebotes vor Augen. Das Ausmaß dieser Liebe hatten die Jünger zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht begriffen, denn der stärkste Erweis seiner Liebe – der Schritt zum ungerechten, grausamen Kreuzestod – war noch nicht erbracht. Aber durch das tägliche Zusammensein mit ihm haben sie schon vieles gesehen:
- Sie haben in der Ungewissheit und Unstetigkeit des Wanderlebens mit ihm an seinem Beispiel bedingungsloses, tiefes Gottvertrauen lernen können. Jesus kannte den Vater als den, der Liebe ist, und wusste, dass Er ihn mit allem Nötigen versorgen wird.
- Sie haben auch sein Gebetsleben gesehen, seine tiefe Verbundenheit mit dem Vater, aus der er die Kraft für alles Wirken geschöpft hat. So konnte er jeder Versuchung widerstehen, Anerkennung und Ehre von Menschen zu bekommen und war erfüllt und geleitet von völliger Hingabe für Gott (Johannes 5, 30 46). Es muss die Jünger beeindruckt haben, denn sie baten ihn, sie beten zu lehren (Lukas 11,1).
- Auch seine mitfühlende und unterschiedslose Hinwendung zu den Schwachen, Verachteten und Ausgestoßenen, zu denen, die in Sünden verstrickt waren und denen er den Ausweg zeigen konnte, muss ihnen vor Augen gestanden haben (Lukas 5,30–32).
- Unermüdlich war er jeden Tag seines öffentlichen Wirkens für die Menschen da, die „wie Schafe ohne Hirten“ waren. Seine „Hirten“-Liebe war so groß, dass er auch seine eigenen Bedürfnisse zurückstellte, um den geistlich Hungernden Nahrung zu geben. Es wird berichtet, dass manchmal so viele kamen, dass nicht einmal Zeit war zu essen (Markus 6,31–34).
- Die Apostel kannten auch seine unerschrockene Klarheit in den Auseinandersetzungen mit den selbstgerechten Pharisäern. Jesus sah, dass nur das Aufdecken ihrer Heuchelei sie vor dem ewigen Verderben bewahren könnte.
- Er lehrte die Jünger, sogar die Feinde zu lieben, also auch feindseligen Gesinnungen nicht mit Hass oder Groll zu begegnen, sondern durch eine demütige, liebende Haltung den anderen zu beschämen (Lukas 6,27–35).
- Letztlich haben die Jünger es dann auch erlebt, wie kompromisslos er für die von ihm verkündete Wahrheit einstand. Eher wählte er den Tod, als irgendetwas zu widerrufen oder vor seinen Feinden zu fliehen und so sich und seine Botschaft unglaubwürdig zu machen. Er wusste, dass daran das Heil der Menschen hängt. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe (Johannes 10,11).
- In all dem sahen sie seine selbstlose Gesinnung: dass er bereit war zu geben und zu dienen, ohne Lohn oder Dank von Menschen zu erwarten (Matthäus 20,25–28).
3 „Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten?“ – Von Golgatha bis Pfingsten
Obwohl Jesus seine Jünger darauf vorbereitet hat, dass er sterben, aber auch auferstehen würde „Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohen Priestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse.“ , war die Tatsache seines Todes für sie eine Katastrophe, die all ihre Hoffnungen zu begraben schien. Am dritten Tag jedoch ist er ihnen als Auferstandener begegnet. Die folgenden wenigen Wochen mit dem auferstandenen Jesus waren für sie nochmals eine Zeit intensiven Umdenkens. Sie lernten, alles in einem neuen Licht zu sehen. Jetzt wurde es ihnen ganz klar, dass der Messias nicht einer ist, der ein irdisches Friedensreich aufrichten und alle Gottlosen vernichten würde. Das Reich Gottes sollte inmitten des Unkrautes dieser Welt seine guten Früchte hervorbringen. Die Jünger sollten mit der Botschaft Jesu hinausgehen bis an die Enden der Erde. Sie sollten überall die Gnade Gottes verkünden, der aus Liebe Mensch geworden ist. In Jesus kam Gott selbst in die Welt. Mit seiner Hingabe wollte er die Menschen zur Reue über ihre Auflehnung oder Gleichgültigkeit gegen ihren liebenden Schöpfer und zu einem Leben der Gottes‐ und Nächstenliebe führen. Das ist der Weg des Heils und dafür sollten von nun an die Jünger Jesu ihr Leben geben.
Zu Pfingsten empfingen sie den Heiligen Geist. Das war der entscheidende Anstoß dazu, hinauszugehen und zu predigen. Gottes Geist ließ sie alle Furcht überwinden und gab ihnen Worte, die andere ins Herz trafen. Nicht wenige unter den Juden, die zu Pfingsten in Jerusalem waren, glaubten dem Zeugnis der Jünger von der Auferstehung Jesu und dass er der von Gott gesandte Messias war. Somit begann die eigentliche Geschichte der Kirche.
4 „Was sollen wir tun, ihr Brüder?“ – Die Entstehung und das Leben der Gemeinde
In Apostelgeschichte 2,36–47 finden wir den folgenden Text. Er beinhaltet das Ende der Predigt, die Petrus nach dem Pfingstereignis vor den Juden in Jerusalem gehalten hat, und die Reaktion derer, die glaubten:
Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder? Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, hinzurufen wird. Und mit vielen anderen Worten legte er Zeugnis ab und ermahnte sie und sagte: Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht1!
Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan. Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. Es kam aber über jede Seele Furcht, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet werden sollten.
Ebenso wie Jesus „Und nachdem Johannes überliefert war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes.“ hat auch Petrus den Aufruf zur Buße an den Anfang gestellt. Die Abkehr vom alten, von der Sünde beherrschten Leben war die Voraussetzung für ein neues Leben als Kind Gottes. Wer zu Gott gehören wollte, musste mit seinen Sünden ins Licht treten, die ihn von Gott, aber auch von den Mitmenschen trennten.
Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist, und gar keine Finsternis in ihm ist. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde. (1. Johannes 1,5–7)
Der Mensch kann sich dem heiligen Gott nur mit einem aufrichtigen Herzen nahen. Wenn jemand die Sünden vor Gott aufdeckt, kann Gott sie „bedecken“ „Glücklich, wem Übertretung vergeben, wem Sünde zugedeckt ist!… Ich tat dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Schuld meiner Sünde.“ Er kann ihm vergeben und ihn zu einem neuen Menschen machen, der sich vom Geist Gottes leiten lässt. Und der Geist Gottes leitet den Menschen zur Liebe. Die Jünger Jesu hatten von ihrem Meister gelernt, dass Liebe die Hingabe des ganzen Lebens bedeutet. Das war es auch, was das Leben der Gläubigen in der frühen Kirche geformt hat. Die Liebe, die Gott jedem seiner Kinder ins Herz gießt „Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“ , drängt sie dazu, nicht mehr für sich selbst zu leben. Paulus drückte es so aus:
Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist. (2. Korinther 5,14–15)
Weil die ersten Christen, so wie Jesus, nicht für sich selbst leben wollten, waren sie bereit, sich von allem und jedem zu lösen, was bzw. der sie am Dienst für Gott und für das Heil der Menschen hinderte, z. B. Bindungen an Haus, Äcker, Familienangehörige, eigene Pläne … Von Jesus wussten sie, dass es einerseits anders auch gar nicht geht „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ und andererseits darin auch eine Verheißung liegt:
Petrus begann und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen – und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben. (Markus 10,28–30)
Die Bereitschaft zur Selbstverleugnung „Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach!“ , zum Aufgeben des selbstbestimmten Lebens machte sie frei für die Dinge, die Gottes Reich betreffen. Jeden Tag verbrachten sie Zeit auf dem Tempelgelände, wo sie mit vielen ihrer Volksgenossen reden und von Jesus, dem Messias, zeugen konnten. In ihren Häusern kamen sie täglich zur Gemeinschaft zusammen. In diesen kleineren Zusammenkünften blieb niemand anonym. Es gab keine Liturgien oder Programme, die man „völlig unverbindlich“ besuchen konnte. Ganz praktisch haben sie es erlebt, wie sie füreinander Brüder, Schwestern, Eltern, Kinder geworden sind, auch wenn sie sich vorher ganz fremd oder gar feind waren. Die Gemeinde war für jeden offen: für Arme und Reiche, Männer und Frauen, Juden und Nichtjuden, Sklaven und Freie, Junge und Alte. Ihr Gemeinschaftsleben war aufgebaut auf dem, was die Apostel sie über Jesu Leben, seine Gebote, Gottes Wesen und seinen Willen gelehrt haben. So wie Jesus den Menschen gedient hat, haben auch sie einander gedient, einander ermuntert, ermahnt, getröstet, korrigiert. Weil sie so viel Zeit wie möglich miteinander in geistlicher Gemeinschaft verbrachten, kannten sie einander wirklich und wussten, wo der Bruder oder die Schwester Hilfe brauchte. In Beziehungen, die oberflächlich und flüchtig bleiben, weil man dem anderen seine Privatsphäre nicht öffnen will, kann wirkliche Liebe nicht umgesetzt werden. Die Christen damals teilten Freud und Leid, bekannten auch einander ihre Schwächen und Sünden „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung.“ „Viele aber von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und gestanden ihre Taten.“ und halfen sich gegenseitig in ihrem Glaubenskampf. Alles geschah aus dem Wunsch, sich darin zu unterstützen, ein heiliges, gottgefälliges Leben zu führen, so dass alle miteinander das Ziel des Glaubens erreichen: die ewige Freude in der Gegenwart Gottes. Wie wichtig die tägliche brüderliche Ermunterung für das Heil ist, kommt in Hebräer 3,12–14 deutlich zum Ausdruck:
Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, im Abfall vom lebendigen Gott, sondern ermuntert einander jeden Tag, solange es „heute“ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde! Denn wir sind Teilhaber des Christus geworden, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten.
Durch ihre Liebe, Hingabe und Eintracht waren die ersten Christen das Licht, von dem Jesus gesprochen hat „Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ und es beeindruckte die Menschen um sie herum. Dennoch wagte niemand, sich ihnen anzuschließen, wenn er nicht auch diesen Wunsch nach einem heiligen Leben hatte (Apostelgeschichte 5,12–14).
Der gemeinsame Glaube an Jesus als den Retter und an die Wahrheit seiner Worte hat sie also tief miteinander verbunden. Das bedeutete aber auch, dass die Verbundenheit zerstört wurde, wenn jemand einen selbstbestimmten Weg einschlagen und nicht mehr selbstlos lieben wollte. Das Beispiel von Hananias und Saphira (Apostelgeschichte 5,1–11) zeigt, wie verhängnisvoll es ist, wenn Christen nicht mehr aufrichtig sind in ihrem Herzen. Die beiden verkauften einen Acker, waren aber nicht ehrlich in ihrer Bereitschaft zu teilen und belogen die Apostel. Sie hätten auch ihren Besitz behalten können. Denn wenn sie gute Gründe dafür gehabt hätten, hätten sie ihre Entscheidung nicht verbergen müssen und alles hätte in Offenheit und Vertrauen besprochen werden können.
In der Gemeinde Gottes können unaufrichtige Menschen nicht bestehen. Denn das für den gemeinsamen Dienst für Gott unbedingt notwendige Vertrauen wird zerstört, wenn kein ehrliches Fragen nach dem Willen Gottes mehr da ist.
Diese Begebenheit führt uns zu einem weiteren Punkt des gemeinsamen Lebens der ersten Christen: zur Gütergemeinschaft.
5 „Es war ihnen alles gemeinsam“ –
Die Gütergemeinschaft
In der oben zitierten Stelle aus Markus 10,28–30 hat Jesus den Jüngern auch Häuser und Äcker verheißen. Erfüllt hat sich diese Verheißung darin, dass die Christen das, was sie hatten, nicht mehr als ihr Privateigentum betrachtet haben. Alles war ihnen gemeinsam und sie teilten ihre Güter mit den Glaubensgeschwistern. Niemand hat es ihnen vorgeschrieben und es lag in ihrer freien Gewissensentscheidung vor Gott, wie sie ihren Besitz verwendet haben. Auch für Außenstehende war die Gütergemeinschaft ein sehr deutlicher Ausdruck des Vertrauens und der tiefen Eintracht und Verbundenheit unter den Christen. So etwas findet man in der Welt nicht. Weil sie neue Menschen geworden waren, klebten sie nicht mehr an ihrem irdischen Besitz. Die unvergänglichen Güter waren ihr kostbarster Schatz und so war es ihnen sehr nahe, auch die vergänglichen Güter für das Reich Gottes einzusetzen. Sie haben nicht alles in eine Kasse geworfen, sondern wer etwas hatte, der hat es gegeben, wo es nötig war. Nicht nur in Apostelgeschichte 2 wird darüber berichtet, sondern auch in Kapitel 4,32–37:
Die Menge derer aber, die gläubig wurden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen. Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen, denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Preis des Verkauften und legten ihn nieder zu den Füßen der Apostel; es wurde aber jedem zugeteilt, so wie einer Bedürfnis hatte. Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – was übersetzt heißt: Sohn des Trostes –, ein Levit, ein Zyprer von Geburt, der einen Acker besaß, verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es zu den Füßen der Apostel nieder.
Wo in den heutigen so genannten Kirchen die brüderliche Liebe nicht zu finden ist und durch das Besuchen von Veranstaltungen oder religiöse Formen ersetzt wird, ist auch die Bereitschaft zum Teilen des Besitzes nicht zu finden. Daran ändern auch die Kirchensteuer, für die es keinerlei biblische Begründung gibt, oder der in manchen Freikirchen übliche Zehnte nichts. Es wird ja nur ein Bruchteil dessen gegeben, was man als sein Eigentum betrachtet. Natürlich suchen Theologen scheinbare Argumente, die das Fehlen der Gütergemeinschaft heute rechtfertigen sollen. Von vielen Kirchenmitgliedern werden diese auch gern übernommen, weil man etwas braucht, um den Egoismus auch in Bezug auf materiellen Besitz zu verschleiern. So wird zum Beispiel gesagt, dass die Christen damals deswegen geteilt haben, weil sie Naherwartung hatten und dachten, sie würden, wenn Jesus bald wiederkommt, ihre irdischen Güter sowieso nicht mehr lange brauchen. Manchmal wird auch gesagt, sie hätten nicht mehr gearbeitet und dadurch sei die Jerusalemer Gemeinde verarmt. Paulus hätte deshalb später die Geldsammlung durchführen müssen, um die Gläubigen in Jerusalem vor dem angeblich selbst verschuldeten drohenden Hungertod zu retten.
Wir sehen in diesen „Argumenten“ eine böswillige Entstellung der Liebe, die doch Gott unter den Christen gewirkt hat. Wer so etwas behauptet, muss sich dessen bewusst sein, was er den Aposteln unterstellt. Denn damit sagt man, dass sie darin nicht von Gottes Geist geleitet waren und die Gemeinde in eine Sackgasse geführt haben. Indirekt stellt man damit auch die Weisheit Jesu in Frage, der sich gerade diese Männer ausgewählt hat, um durch sie seine Kirche zu bauen. Auch bedenkt man dabei nicht, dass Gott selbst die Apostel in ihrer geistlichen Autorität bestätigt hat, indem er durch sie Wunder wirkte. Es ist traurig zu sehen, wie Menschen, und gerade auch Theologen, lieber die Autorität der Apostel untergraben und das Wirken Gottes infrage stellen wollen, anstatt das eigene Leben kritisch vor Gott, der das Herz sieht, zu prüfen. Wir wollen nun im Einzelnen darauf eingehen:
Dass die ersten Christen Naherwartung hatten, kann man von der Bibel her nicht begründen. Jesus hatte ihnen aufgetragen, das Evangelium bis an das Ende der Erde zu tragen. „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Sicher waren sie nicht so unrealistisch zu meinen, das würde in wenigen Jahren geschehen sein. Wir lesen auch in Johannes 21,18–19, dass Jesus Petrus verheißen hat, er würde, wenn er alt geworden ist, eines gewaltsamen Todes sterben. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Petrus die Wiederkunft Jesu während seines Erdenlebens nicht erleben würde. Wohl aber wollten die Christen jederzeit vorbereitet sein darauf, Jesus wieder zu begegnen und lebten in der Erwartung dessen, wann immer es auch sein würde. Er selbst hatte sie (und uns alle) gelehrt, wachsam zu sein, denn der Menschensohn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht (Lukas 12,35–40).
Die Grundstücke, die sie verkauften, waren sicher solche, die sie nicht mehr brauchten und das hatte einen konkreten Hintergrund. Es gab unter den frommen Juden die Erwartung, dass der Messias in Jerusalem erscheinen würde. Deshalb wird angenommen, dass sie sich Grundstücke in und um Jerusalem kauften, auf denen sie begraben werden konnten. Sie hofften, dass sie damit bei der Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag, wenn der Messias kommt, gleich vor Ort sind. Als sie Christen wurden und wussten, dass Jesus, der Messias, schon gekommen war, waren es sehr wahrscheinlich eben diese Grundstücke, die sie zugunsten der Bedürftigen verkauften. Aber in ihren Häusern haben sie weiterhin gewohnt und sich dort versammelt, wie wir im Zitat aus Apostelgeschichte 2 gelesen haben.
Wir dürfen auch annehmen, dass die Christen in Jerusalem bezüglich des Arbeitens nicht anders dachten als Paulus, der im Brief an die Thessalonicher sehr klare ermahnende Worte gegen den unordentlichen Lebenswandel einiger Christen findet:
Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich und nicht nach der Überlieferung wandelt, die ihr von uns empfangen habt. Denn ihr selbst wisst, wie man uns nachahmen soll; denn wir haben unter euch nicht unordentlich gelebt, noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um keinem von euch beschwerlich zu fallen. Nicht, dass wir nicht das Recht dazu haben, sondern damit wir uns euch zum Vorbild gäben, damit ihr uns nachahmt. Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen. Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie in Stille arbeiten und ihr eigenes Brot essen. (2. Thessalonicher 3,6–12)
Gütergemeinschaft unter Christen bedeutet natürlich nicht, dass man sich auf dem Besitz anderer ausruht. Jeder soll durch Arbeit für seinen Lebensunterhalt aufkommen und bescheiden leben, damit er auch denen geben kann, die Not haben.
Die Geldsammlung für die Gemeinden in Palästina, über die man im Neuen Testament lesen kann, „Nun aber reise ich nach Jerusalem im Dienst für die Heiligen. Denn es hat Mazedonien und Achaja wohlgefallen, einen Beitrag zu leisten für die Bedürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind. Es hat ihnen nämlich wohlgefallen, auch sind sie ihre Schuldner. Denn wenn die Nationen ihrer geistlichen ⟨Güter⟩ teilhaftig geworden sind, so sind sie verpflichtet, ihnen auch in den leiblichen zu dienen.“ ist kein Beispiel dafür, dass die Gütergemeinschaft nicht funktioniert hat. Im Gegenteil, sie ist ein Beispiel für den Segen der Gütergemeinschaft in größerem Ausmaß. Die erste Sammlung, über die wir im Neuen Testament lesen, hatte ihren Grund in einer allgemeinen Hungersnot, über die in der Apostelgeschichte 11,27–30 berichtet wird:
In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia herab. Einer aber von ihnen, mit Namen Agabus, stand auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; sie trat auch unter Klaudius ein. Sie beschlossen aber, dass, je nachdem wie einer der Jünger begütert war, jeder von ihnen zur Hilfeleistung den Brüdern, die in Judäa wohnten, etwas senden sollte; das taten sie auch, indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die Ältesten sandten.
Die Hungersnot hat sicher verschiedene Gegenden des römischen Reiches in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Die Juden waren von vornherein ärmer, weil sie verschiedene Steuern und Abgaben zahlen mussten: den Zehnten für Priester und Tempeldienst, die Tempelsteuer für die Sanierung des Tempels, die Kopfsteuer an den Kaiser und Zölle an die Zöllner. In dieser Situation war es den Christen, denen es materiell besser ging, eine Selbstverständlichkeit, ihren stärker betroffenen Brüdern im verarmten Palästina zu helfen. Diese selbstverständliche Bereitschaft zum Teilen und Helfen finden wir auch bei den Gemeinden, die im Rahmen der 3. Missionsreise des Paulus die Gemeinden in Judäa unterstützten. So schreibt Paulus über die Mazedonier in 2. Korinther 8,3–4:
Denn nach Vermögen, ich bezeuge es, und über Vermögen waren sie aus eigenem Antrieb willig und baten uns mit vielem Zureden um die Gnade und die Beteiligung am Dienst für die Heiligen.
Und er setzt mit einer Ermunterung an die Korinther folgendermaßen fort:
Nicht befehlsweise spreche ich, sondern um durch den Eifer anderer auch die Echtheit eurer Liebe zu prüfen. Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet. Und ich gebe hierin eine Meinung ab; denn das ist euch nützlich, die ihr nicht allein das Tun, sondern auch das Wollen vorher angefangen habt – seit vorigem Jahr. Nun aber vollendet auch das Tun, damit, wie die Bereitwilligkeit des Wollens, so auch das Vollbringen da ist, nach dem, was ihr habt. Denn wenn die Bereitwilligkeit da ist, so ist sie willkommen nach dem, was sie hat, und nicht nach dem, was sie nicht hat. Denn das sage ich nicht, damit andere Erleichterung haben, ihr aber Bedrängnis, sondern nach Maßgabe der Gleichheit: In der jetzigen Zeit diene euer Überfluss dem Mangel jener, damit auch der Überfluss jener für euren Mangel diene, damit Gleichheit entstehe; wie geschrieben steht: „Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluss, und wer wenig sammelte, hatte keinen Mangel.“ (2. Korinther 8,8–15)
Die Geldsammlung sollte natürlich niemanden in Not bringen, sondern durch das Teilen sollte jeder das haben, was er zum Leben braucht. Diese Bereitschaft zum Teilen begründet Paulus mit der Gesinnung Jesu, „arm“ zu werden, damit andere „reich“ werden können, nicht mit der Erwartung seiner baldigen Wiederkunft. Er sieht das als einen Beweis der Echtheit ihrer Liebe. Denn Christen sollen nicht mit Worten lieben, sondern in Tat und Wahrheit:
Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben. Wer aber irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm? Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit! (1. Johannes 3,16–18)
Eine weitere Ermunterung zum Teilen finden wir in Hebräer 13,16:
Das Wohltun und Mitteilen2 aber vergesst nicht! Denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.
Auch hier sehen wir, dass der Grund dafür, den Bedürftigen Anteil an den eigenen Gütern zu geben, nicht die Naherwartung war, sondern weil das Opfer sind, die Gott gefallen.
- Zur Frage des Zehnten -
Kurz möchten wir noch auf die Frage des Zehnten3 eingehen: Wie schon gesagt, hat sich diese Praxis in einigen Freikirchen verbreitet und wahrscheinlich denken viele, dass das biblisch sei. Sicher kann man in der Bibel etwas über den Zehnten finden, aber nicht als eine bei Christen übliche Praxis. Im Alten Testament war die Abgabe des Zehnten unter anderem dafür gedacht, den Dienst der Priester und Leviten zu ermöglichen und die Opfer im Tempel zu finanzieren. „⟨Wir verpflichten uns,⟩ die Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstgeborenen unserer Rinder und unserer Schafe zum Haus unseres Gottes zu bringen, für die Priester, die im Haus unseres Gottes Dienst verrichten. Wir wollen das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, ⟨von⟩ Most und Öl für die Priester bringen, in die Zellen des Hauses unseres Gottes, und den Zehnten unseres Ackerlandes für die Leviten. Denn sie, die Leviten, sind es, die den Zehnten erheben sollen in allen Städten unseres Ackerbaus.“ Nach 5. Mose 14, 28–29 wurde außerdem in jedem 3. Jahr der Zehnte für die Armen des Volkes verwendet. Aber nirgends im Neuen Testament gibt es einen Hinweis darauf, dass die Christen so etwas untereinander praktiziert hätten. Was wir stattdessen finden ist, dass sie alles teilten. Das entspricht auch der Beschreibung in Apostelgeschichte 4,32, dass sie ein Herz und eine Seele waren. So ein tiefes Vertrauen, wie es oft nicht einmal in Familien zu finden ist, hört auch beim Geld nicht auf. Dieses Vertrauen war möglich, weil sie das Leben voneinander kannten. So wussten sie um die Aufrichtigkeit ihrer Brüder im Fragen nach dem Willen Gottes und konnten den anderen auch ihr Geld oder andere Güter zur gottgewollten Verwendung anvertrauen.
6 Die Bedeutung der Lehre
und der Einheit
Die Liebe der Christen zu Gott und zur Wahrheit drückte sich auch darin aus, dass sie die Gebote Jesu in Treue befolgen und seine Botschaft unverfälscht weitergeben wollten. Es war ihnen bewusst, dass nur dieser eine Weg zum Leben führt, den Jesus gelehrt und vorgelebt hat (Johannes 14,6). Dabei ging es nicht um das theoretische Akzeptieren einzelner Lehraussagen, sondern um das Einhalten der Worte Jesu in den konkreten Situationen des eigenen Lebens. Deshalb war es ihnen wichtig, tief zu verstehen, was sie von Jesus und den Aposteln gehört hatten:
Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel … (Apostelgeschichte 2,42)
Die Christen nutzten die tägliche Gemeinschaft zur Beschäftigung mit Gottes Wort und zum gemeinsamen Nachdenken darüber. So konnte Gott ihnen helfen, darin einer Meinung zu werden, was die richtige Lehre über Gott und seinen Willen ist. Dabei war es ihnen wichtig, dass jeder seine Gedanken und Fragen beitragen kann (1. Korinther 14,26).
Im Gebet Jesu am Abend vor seiner Kreuzigung wird sichtbar, wie wichtig es ihm war, dass seine Jünger gemeinsam die Wahrheit erkennen und in tiefer Einheit miteinander leben. Er macht sogar seine eigene Glaubwürdigkeit davon abhängig, dass die Einheit unter allen Christen Realität wird:
Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. … Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind – ich in ihnen und du in mir -, dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. (Johannes 17,17+20–23)
Schon zur Zeit der ersten Christen traten Menschen auf, die die Botschaft Gottes durch eigene Gedanken und Ideen verfälschten, weil sie sich Gott nicht wirklich unterordnen wollten. Vor ihnen wird im Neuen Testament gewarnt:
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen. (1. Johannes 4,1)
Durch das gemeinsame Streben der Christen nach Einheit in der Lehre konnten Irrlehren aufgedeckt werden. Irrlehrer sind auch der Anlass für folgende Aufforderung aus dem Judasbrief, sich mit aller Kraft für die Bewahrung des richtigen Glaubens einzusetzen:
Geliebte, da ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den ein für alle Mal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen. (Judas 3)
Die Christen distanzierten sich klar von Menschen, die falsche Lehren verbreiteten.
Seht auf euch selbst, damit ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt! Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken. (2. Johannes 8–11)
Die Gemeinde ist die Säule und Grundfeste der Wahrheit (1. Timotheus 3,15). Das ist nur möglich, wenn die Lehre Jesu die Grundlage für den Glauben, für das Leben, für die Verkündigung und für die Einheit in der Gemeinde bildet.
Und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters. (Matthäus 28,18–20)
7 Schafe mitten unter Wölfen
Anfänglich wurden die Christen in Jerusalem vom Volk wertgeschätzt. Aber schon bald begann die Verfolgung, so wie Jesus es in den folgenden Worten vorausgesagt hat:
Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch an Gerichte überliefern und in ihren Synagogen euch geißeln; und auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis. Wenn sie euch aber überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet. Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode überliefern und der Vater das Kind; und Kinder werden sich erheben gegen die Eltern und sie zu Tode bringen. Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. (Matthäus 10,16–22)
Die religiösen Führer der Juden haben von Anfang an versucht, die Ausbreitung dieser neuen „Sekte“ „Denn wir haben diesen Mann als eine Pest befunden und als einen, der unter allen Juden, die auf dem Erdkreis sind, Aufruhr erregt, und als einen Anführer der Sekte der Nazoräer.“ „Aber dies bekenne ich dir, dass ich nach dem Weg, den sie eine Sekte nennen, so dem Gott meiner Väter diene, indem ich allem glaube, was in dem Gesetz und in den Propheten geschrieben steht.“ zu unterbinden. Sie fürchteten um ihren Einfluss auf das Volk, ihre Ehre vor den Menschen und wollten die Wahrheit über ihr Leben nicht hören. „Ich weiß, dass ihr Abrahams Nachkommen seid; aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort nicht Raum in euch findet. Ich rede, was ich bei dem Vater gesehen habe; auch ihr nun tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams tun; jetzt aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters. Sie sprachen nun zu ihm: Wir sind nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen Vater, Gott. Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer von euch überführt mich einer Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.“ So erteilten sie den Aposteln Redeverbot, ließen sie auspeitschen und sperrten sie ein. „Der Hohe Priester aber trat auf und alle, die mit ihm waren, nämlich die Sekte der Sadduzäer, und wurden von Eifersucht erfüllt; und sie legten Hand an die Apostel und setzten sie in öffentlichen Gewahrsam. Ein Engel des Herrn aber öffnete während der Nacht die Türen des Gefängnisses und führte sie hinaus und sprach: Geht und stellt euch hin und redet im Tempel zu dem Volk alle Worte dieses Lebens! Als sie es aber gehört hatten, gingen sie frühmorgens in den Tempel und lehrten. Der Hohe Priester aber kam und die, die mit ihm waren, und sie beriefen den Hohen Rat und die ganze Ältestenschaft der Söhne Israel zusammen und sandten ins Gefängnis, um sie vorführen zu lassen. Als aber die Diener hinkamen, fanden sie sie nicht im Gefängnis; und sie kehrten zurück, berichteten und sagten: Wir fanden das Gefängnis mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wachen an den Türen stehen; als wir aber geöffnet hatten, fanden wir niemand darin.“ … „Und als sie die Apostel herbeigerufen hatten, schlugen sie sie und geboten ihnen, nicht im Namen Jesu zu reden, und entließen sie. Sie nun gingen aus dem Hohen Rat fort, voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden; und sie hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen.“ Aber die Jünger „hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen“ (Apostelgeschichte 5,42). Als Stephanus den Mitgliedern des Hohen Rates ihre Schuld an der Ermordung des gerechten Gottesknechtes4 vor Augen stellte und ihnen zeigen wollte, wie sehr sie sich Gott widersetzen, wurde er dafür gesteinigt und war damit der erste, der seinem Herrn in den Märtyrertod folgte. „Der Hohe Priester aber sprach: Ist das so? Er aber sprach: Ihr Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: »Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft, und komm in das Land, das ich dir zeigen werde!« Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran; und von da siedelte er ihn, nachdem sein Vater gestorben war, in dieses Land um, in dem ihr jetzt wohnt. Und er gab ihm kein Erbteil darin, auch nicht einen Fußbreit, und er verhieß, es ihm zum Besitztum zu geben und seinen Nachkommen nach ihm, obwohl er kein Kind hatte. Gott aber sprach so: »Seine Nachkommen werden Fremdlinge sein in fremdem Land, und man wird sie knechten und misshandeln vierhundert Jahre. Und die Nation, der sie dienen werden, werde ich richten«, sprach Gott, »und danach werden sie ausziehen und mir an diesem Ort dienen.« Und er gab ihm den Bund der Beschneidung; und so zeugte er den Isaak und beschnitt ihn am achten Tag, und Isaak den Jakob und Jakob die zwölf Patriarchen. Und die Patriarchen, neidisch auf Josef, verkauften ihn nach Ägypten. Gott aber war mit ihm und rettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen und gab ihm Gunst und Weisheit vor Pharao, dem König von Ägypten; und er setzte ihn als Regenten über Ägypten und sein ganzes Haus ein. Es kam nun eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und eine große Bedrängnis, und unsere Väter fanden keine Speise. Als aber Jakob hörte, dass in Ägypten Getreide sei, sandte er unsere Väter zum ersten Mal aus. Beim zweiten Mal wurde Josef von seinen Brüdern wiedererkannt, und dem Pharao wurde die Herkunft Josefs bekannt. Josef aber sandte hin und ließ seinen Vater Jakob holen und die ganze Verwandtschaft mit fünfundsiebzig Seelen. Jakob zog nun nach Ägypten hinab und starb, er und unsere Väter; und sie wurden nach Sichem hinübergebracht und in die Grabstätte gelegt, die Abraham für eine Summe Geld von den Söhnen Hamors in Sichem gekauft hatte. Als aber die Zeit der Verheißung nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und vermehrte sich in Ägypten, bis ein anderer König über Ägypten aufstand, der Josef nicht kannte. Dieser handelte mit List gegen unser Geschlecht und misshandelte die Väter, sodass sie ihre Säuglinge aussetzen mussten, damit sie nicht am Leben blieben. In dieser Zeit wurde Mose geboren, und er war Gott angenehm; und er wurde drei Monate aufgezogen im Haus des Vaters. Als er aber ausgesetzt worden war, nahm ihn die Tochter Pharaos zu sich und zog ihn auf, sich zum Sohn. Und Mose wurde unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter; er war aber mächtig in seinen Worten und Werken. Als er aber ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es in seinem Herzen auf, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israel, zu sehen. Und als er einen Unrecht leiden sah, verteidigte er ihn und rächte den Unterdrückten, indem er den Ägypter erschlug. Er meinte aber, seine Brüder würden verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gab; sie aber verstanden es nicht. Am folgenden Tag erschien er bei ihnen, als sie sich stritten, und trieb sie zum Frieden, indem er sagte: Ihr Männer, ihr seid Brüder, warum tut ihr einander unrecht? Der aber dem Nächsten unrecht tat, stieß ihn weg und sprach: Wer hat dich als Obersten und Richter über uns eingesetzt? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast? Mose aber entfloh bei diesem Wort und wurde ein Fremdling im Land Midian, wo er zwei Söhne zeugte. Als vierzig Jahre verflossen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in der Feuerflamme eines Dornbusches. Als aber Mose es sah, wunderte er sich über die Erscheinung; während er aber hinzutrat, sie zu betrachten, erging die Stimme des Herrn: »Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs.« Mose aber erzitterte und wagte nicht, es zu betrachten. Der Herr aber sprach zu ihm: »Löse die Sandale von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Gesehen habe ich die Misshandlung meines Volkes, das in Ägypten ist, und ihr Seufzen habe ich gehört, und ich bin herabgekommen, sie herauszureißen. Und nun komm, ich will dich nach Ägypten senden.« Diesen Mose, den sie verleugneten, indem sie sagten: »Wer hat dich als Obersten und Richter eingesetzt?«, den hat Gott als Obersten und Retter gesandt durch die Hand des Engels, der ihm in dem Dornbusch erschien. Dieser führte sie heraus, indem er Wunder und Zeichen tat im Land Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre. Das ist der Mose, der zu den Söhnen Israels sprach: »Einen Propheten wie mich wird euch Gott aus euren Brüdern erwecken.« Dieser ist es, der in der Gemeinde in der Wüste gewesen ist mit dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete und mit unseren Vätern. Er empfing lebendige Aussprüche, um sie uns zu geben. Unsere Väter aber wollten nicht gehorsam sein, sondern stießen ihn von sich, wandten sich in ihren Herzen nach Ägypten zurück und sagten zu Aaron: »Mach uns Götter, die vor uns herziehen sollen! Denn dieser Mose, der uns aus dem Land Ägypten geführt hat – wir wissen nicht, was ihm geschehen ist.« Sie machten in jenen Tagen ein Kalb und brachten dem Götzenbild ein Schlachtopfer und ergötzten sich an den Werken ihrer Hände. Gott aber wandte sich ab und gab sie dahin, dem Heer des Himmels zu dienen, wie geschrieben steht im Buch der Propheten: »Habt ihr mir etwa vierzig Jahre in der Wüste Opfertiere und Schlachtopfer dargebracht, Haus Israel? Ihr nahmt das Zelt des Moloch mit und das Sternbild des Gottes Räfan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten; und ich werde euch verpflanzen über Babylon hinaus.« Unsere Väter hatten das Zelt des Zeugnisses in der Wüste, wie der, welcher zu Mose redete, befohlen hatte, es nach dem Muster zu machen, das er gesehen hatte. Und unsere Väter übernahmen es und führten es mit Josua ein bei der Besitzergreifung ⟨des Landes⟩ der Nationen, die Gott austrieb von dem Angesicht unserer Väter hinweg, bis zu den Tagen Davids, der Gnade fand vor Gott und eine Wohnstätte zu finden begehrte für den Gott Jakobs. Salomo aber baute ihm ein Haus. Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: »Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen, spricht der Herr, oder welches ist der Ort meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand dies alles gemacht?« Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt habt. Als sie aber dies hörten, ergrimmten sie in ihren Herzen, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Da er aber voll Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen! Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los. Und als sie ihn aus der Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus. Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.“ Auch aus den Berichten über Paulus wissen wir, dass er wegen seiner evangelistischen Tätigkeit Verfolgung erleiden musste, oft von Juden, aber auch von Heiden. „Sie sind Hebräer? Ich auch. Sie sind Israeliten? Ich auch. Sie sind Abrahams Nachkommen? Ich auch. Sie sind Diener Christi? – Ich rede unsinnig – ich über die Maßen. In Mühen umso mehr, in Gefängnissen umso mehr, in Schlägen übermäßig, in Todesgefahren oft. Von Juden habe ich fünfmal vierzig ⟨Schläge⟩ weniger einen bekommen. Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten; einen Tag und eine Nacht habe ich in Seenot zugebracht; oft auf Reisen, in Gefahren von Flüssen, in Gefahren von Räubern, in Gefahren von ⟨meinem⟩ Volk, in Gefahren von den Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern; in Mühe und Beschwerde, in Wachen oft, in Hunger und Durst, in Fasten oft, in Kälte und Blöße.“
Die Christen waren keine an den Zeitgeist angepassten Mitbürger. „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüft, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“; „Da nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung – denn wer im Fleisch gelitten hat, hat mit der Sünde abgeschlossen –, um die im Fleisch ⟨noch⟩ übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben. Denn die vergangene Zeit ist ⟨uns⟩ genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, als ihr wandeltet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Festgelagen, Trinkgelagen und unerlaubten Götzendiensten. Hierbei befremdet es sie, dass ihr nicht ⟨mehr⟩ mitlauft in demselben Strom der Heillosigkeit, und sie lästern, die dem Rechenschaft geben werden, der bereit ist, Lebende und Tote zu richten.“ Als Hausgenossen Gottes „So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ wussten sie sich der Wahrheit des Evangeliums verpflichtet und hielten daran fest, auch gegen den Widerstand derer, die sich nicht zur Umkehr rufen lassen wollten. Sie wollten mit ihrem Leben zeigen, was der Wille Gottes für alle Menschen ist. Paulus ermunterte sie, wie Himmelslichter inmitten einer verdrehten und verkehrten Generation zu leuchten (Philipper 2,14–16). So beurteilten sie die Welt5, und sie wussten, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott bedeutet. „ Ihr Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“ Ihre Werte und ihre Werke waren also ganz anders als die der Menschen um sie herum, die selbstbestimmt und nach den eigenen Begierden leben wollten. Wem das kein Zeugnis für Gottes Wirken war, dem war es eine Anklage und das führte auch zur gewaltsamen Ablehnung des Evangeliums und derer, die es verkündigten (2. Korinther 4,7–11).
Noch im 2. und 3. Jahrhundert waren diejenigen, die sich zum Glauben an Jesus bekannten, Außenseiter der Gesellschaft. Sie grenzten sich von den weltlichen Vergnügungen ab, in denen die meisten Menschen ihre Freude suchen. Sie beteiligten sich nicht an den öffentlichen Festen, Spielen, Sportwettkämpfen und religiösen Ritualen und mahnten die Menschen, über ihr sündhaftes Leben Buße zu tun. So zogen sie sich die Feindschaft der Öffentlichkeit zu. Schauerliche Gerüchte wurden über sie verbreitet und in Zeiten der staatlichen Verfolgungen wurden viele verurteilt, ohne dass ihnen ein Unrecht nachgewiesen werden konnte. Unter dem folgenden Link („Zitate frühchristlicher Autoren“) findest du eine Sammlung von Aussagen, die einen genaueren Einblick in die damalige Situation geben.
8 Was bedeutet das für uns?
Die Art und Weise, wie die ersten Christen lebten, war keine Form, die sie für sich selbst so festgelegt hatten. Sie haben Gottes Gnade und Vergebung tief erfahren. Aus Dankbarkeit für die Erlösung haben sie ihren Alltag, ihre freie Zeit, ihre Gaben und Fähigkeiten, Freude, Leid, Geld und Güter, alles, was das Leben ausmacht, miteinander geteilt und füreinander gegeben. In jeder Weise wollten sie einander helfen, im Leben für Gott treu zu bleiben. So wollten sie als Jünger Jesu seiner Hingabe folgen, wie es auch der Apostel Johannes ausdrückt:
Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er (Jesus) für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben. (1. Johannes 3,16)
Die brüderliche (d. h. geschwisterliche) Liebe der Christen zueinander war Ausdruck ihrer Liebe zu Gott. Johannes schreibt das klar und einfach:
Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst6 seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll. (1. Johannes 4,19–21)
Das gilt heute ebenso für jeden, der Jesus folgen, also Christ sein will. Es ist ein folgenschwerer Selbstbetrug zu meinen, Christsein sei eine Ich‐und‐Gott‐Beziehung, verbunden mit (gelegentlichen) Besuchen von Veranstaltungen. Die Braut Christi ist die Kirche, nicht der einzelne Christ. (Epheser 5,25–27). Die Kirche wird in der Bibel auch als Christi Leib bezeichnet und Jesus ist das Haupt, durch das alle Glieder verbunden sein müssen und das sie leitet in ihrem gemeinsamen Dienst für Gott. „Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus. Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung ⟨dienende⟩ Gelenk, entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils; und ⟨so⟩ wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“ Wie Jesus die Kirche wollte, kannst du aus anderen Artikeln auf dieser Website genauer erfahren, z. B. unter der Überschrift „Die Gemeinde im Neuen Testament“.
In unserem Leben möchten wir in jeder Hinsicht Jesus nachfolgen, so wie wir es am Beispiel der ersten Christen sehen, und laden auch dich dazu ein, das mit uns gemeinsam zu tun. Wir versammeln uns an verschiedenen Orten in verschiedenen Städten. Gern überwinden wir auch größere Entfernungen, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sich nach ernsthafter Nachfolge Jesu sehnen. Nicht nur von Jesu Worten „Und lehrend durchzog er nacheinander Städte und Dörfer und reiste nach Jerusalem. Es sprach aber jemand zu ihm: Herr, sind es wenige, die gerettet werden? Er aber sprach zu ihnen: Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzugehen; denn viele, sage ich euch, werden hineinzugehen suchen und werden es nicht können.“ , sondern auch aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir, dass es nicht viele solcher Menschen gibt. Es war wohl immer in der Geschichte der Menschheit so, dass die meisten nicht auf Gottes Wegen gehen wollten.
So wie die ersten Christen erfahren auch wir Ablehnung und Verleumdung und sind mit Menschen konfrontiert, die uns Steine in den Weg legen wollen. Weil sie selbst nicht bereit sind, ihr Leben Gott und seinem Wort unterzuordnen, versuchen sie, unsere Liebe zu Gott und unseren Gehorsam als gesetzlich oder übertrieben abzustempeln. Wir möchten jeden Menschen einladen, sich nicht von Vorurteilen leiten oder abschrecken zu lassen, sondern seiner Verantwortung für die Wahrheit nachzukommen, unser Leben kennenzulernen und sich ein eigenes Urteil auf der Grundlage der Schrift zu bilden.
Mit unserem gemeinschaftlichen Leben möchten wir von Gottes verändernder Kraft zeugen und dazu ermuntern, nicht kleingläubig zu sein und zu zweifeln, ob man heute noch so leben könne. Wir sehen, wie segensreich, aber auch notwendig dieses Leben für das Wachsen in den wirklichen Tugenden ist: in der Demut und der Selbstlosigkeit, in der Selbstverleugnung und Hingabebereitschaft, in der Sanftmut und der Geduld, darin, den anderen höher zu achten als sich selbst, auf den eigenen Vorteil zu verzichten und das Beste für den Nächsten zu suchen. Wir erfahren nicht nur, wie Jesus uns zu dem allen befähigen kann, sondern verstehen auch Seine Hingabe und Liebe für uns dadurch viel tiefer, was unser Lob und unsere Dankbarkeit Ihm gegenüber mehrt.
Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat zur Versöhnung für unsre Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben. Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen. (1. Johannes 4,7–12)7
- Einheitsübersetzung: „aus dieser verdorbenen Generation“ ↩
- Das griechische Wort koinonia steht nicht für Almosen, sondern für gegenseitige Hilfe in der Gemeinde. ↩
- d. h. 10 Prozent des Einkommens ↩
- gemeint ist Jesus ↩
- “Welt” bezieht sich hier nicht auf die Schöpfung im Allgemeinen, sondern auf die Wünsche, die Werte und das egoistische Leben der Menschen, die sich Gottes Willen nicht unterordnen wollen. ↩
- Wie an anderen Stellen im Neuen Testament bedeutet „hassen“ auch hier soviel wie „gering achten“ oder „hinter etwas oder jemanden zurückstellen“. ↩
- Lutherbibel 1984 ↩